Erschienen in:
01.10.2014 | Originalien
Todesfälle im Altenheim
Qualität der Leichenschau bei multimorbiden Pflegebedürftigen
verfasst von:
PD Dr. T. Germerott, R. Vogel, M. Todt, D. Breitmeier
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Aufgrund der steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung in Deutschland steigt auch die Zahl an multimorbiden Pflegeheimbewohnern. Insbesondere bei verstorbenen multimorbiden Pflegeheimbewohnern können die Leichenschau sowie die Festlegungen der Todesart und Todesursache besondere Herausforderungen darstellen.
Ziel der Arbeit
Im vorliegenden Beitrag wird die Qualität der ärztlichen Leichenschau bei verstorbenen multimorbiden Pflegeheimbewohnern anhand der Vergleiche der Todesarten und der Todesursachen auf der Todesbescheinigung mit den Obduktionsergebnissen analysiert.
Material und Methoden
Retrospektiv wurden die Obduktionsgutachten sowie ggf. Zusatzgutachten von über 60-jährigen verstorbenen Pflegeheimbewohnern ausgewertet und mit den Angaben auf der Todesbescheinigung verglichen.
Ergebnisse
Die Auswertung der 356 Fälle ergab einen hohen Grad an Multimorbidität der Verstorbenen. In etwa 10 % der als natürlich attestierten Todesfälle wurde autoptisch ein nichtnatürlicher Tod festgestellt. Umgekehrt lag in über 40 % der als nichtnatürlich bescheinigten Todesfälle ein natürlicher Tod vor. Die Übereinstimmungsrate der Todesursachen betrug insgesamt 53,7 %.
Schlussfolgerung
Die Feststellungen von Todesart und Todesursache anlässlich der Leichenschau bei verstorbenen multimorbiden Pflegeheimbewohnern erfordern häufig differenzialdiagnostische Überlegungen. Die auf einen nichtnatürlichen Tod hinweisenden Befundmuster können hier nur diskret ausgebildet sein oder völlig fehlen. Bei nichteindeutiger Todesart und Todesursache oder dezenten suspekten Verletzungen sollte zur weiteren Klärung eine rechtsmedizinische Obduktion angestrebt werden.