Erschienen in:
01.08.2015 | Originalien
Neonatizide in Leipzig und Chemnitz von 1981 bis 2010
Epidemiologie und Phänomenologie vor und nach der politischen Wende
verfasst von:
S. Förster, J. Dreßler, K. Thiele
Erschienen in:
Rechtsmedizin
|
Ausgabe 4/2015
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Tötung von Neugeborenen gehört zur Seltenheit im rechtsmedizinischen Obduktionsgut, stellt aber dennoch ein relevantes Thema dar.
Ziel der Arbeit
Die Häufigkeit von Neonatiziden, die Feststellung regionaler Unterschiede oder Besonderheiten, ein Vergleich vor und nach der politischen Wende sowie die Erfassung morphologischer Veränderungen an getöteten Neugeborenen sollen dargestellt werden.
Material und Methode
In der retrospektiven Studie wurden die Daten von 71 Neonatiziden der Regionen Leipzig und Chemnitz über einen Zeitraum von 30 Jahren ausgewertet. Die Fallanalyse erfolgte anhand der Obduktionsunterlagen des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Leipzig und des Rechtsmedizinischen Instituts Chemnitz – jetzt Prosektur des Instituts für Rechtsmedizin Leipzig – der Jahre 1981–2010.
Ergebnisse
Pro Jahr fanden sich zwischen 0 und 6 Neonatizide. Das häusliche Milieu war sowohl der häufigste Fund- als auch Geburtsort; die typischste Auffindesituation war das in Handtücher und/oder Bekleidungsstücke der Kindesmutter eingewickelte und in eine Plastiktüte verpackte Neugeborene. Als häufigste Todesursache wurde Ersticken gefunden. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit der Neonatizide zwischen den größeren Städten Leipzig und Chemnitz sowie den übrigen kleinstädtischen und ländlichen Gebieten. Innerhalb der kleinstädtischen und ländlichen Regionen wurde im Vogtlandkreis ein signifikant häufigeres Auftreten von Neonatiziden festgestellt.
Schlussfolgerung
Die Häufigkeit der Neonatizide blieb im untersuchten Territorium unabhängig von der Gesellschaftsordnung konstant.