Erschienen in:
01.11.2014 | Originalien
Die Abschaffung der somatoformen Störungen durch DSM-5 – ein akademischer Schildbürgerstreich?
verfasst von:
Prof. Dr. Wolfgang Hiller, Prof. Dr. Winfried Rief
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 6/2014
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Zusammenfassung
Die neue 5. Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) führt eine Diagnose mit der Bezeichnung „somatic symptom disorder“ (somatische Belastungsstörung) ein, bei der nicht mehr zwischen medizinisch unerklärten und erklärten körperlichen Symptomen unterschieden wird. Damit werden die bisherigen somatoformen Störungen als eigenständige Störungsgattung infrage gestellt. Entgegen der ursprünglichen Intention wurden terminologische, konzeptuelle und praktische Probleme der bisherigen Klassifikation nicht gelöst. Die Validität der neuen Diagnose ist aufgrund ihres überinklusiven Charakters fraglich. Weitere Kritikpunkte sind die suboptimale Auswahl psychologischer Störungsmerkmale, die Aufgabe eines einheitlichen Hypochondriekonzepts und handwerkliche Mängel bei den diagnostischen Kriterien in Form fehlender Ausschlusskriterien zur Differenzialdiagnose.