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Erschienen in: Psychotherapeut 6/2018

29.06.2018 | Psychotherapie | Originalien

Kombinierbarkeit von Einzel- und Gruppentherapie im Rahmen der psychoanalytisch begründeten Verfahren

Ergebnisse einer Patientenbefragung in der ambulanten Psychotherapie

verfasst von: Dr. Werner van Haren, Marcel Willweber

Erschienen in: Die Psychotherapie | Ausgabe 6/2018

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Zusammenfassung

Hintergrund

Seit Ende 2015 ist eine Kombination von Einzel- und Gruppentherapie auch im Rahmen der psychoanalytisch begründeten Verfahren möglich, da praktisch keine wissenschaftlichen Studien existieren, die eine fortwährende Ablehnung der Kombinierbarkeit rechtfertigen würden. Allerdings mangelt es gleichermaßen an empirischen Belegen, die für eine Befürwortung dieses Behandlungsansatzes sprechen.

Fragestellung

Welche Argumente lassen sich für oder gegen die Zulassung der Kombinierbarkeit der Verfahren identifizieren? Wie wird Kombinationstherapie im Rahmen der ambulanten Versorgung von Patienten beurteilt?

Methoden

Diskussion relevanter Literatur und Befragung von Patienten einer ambulanten Praxis mithilfe eines Onlinefragebogens. Von 78 angeschriebenen Patienten, die zwischen 2002 und 2017 verschiedene Formen der Kombinationstherapie erfahren hatten, beteiligten sich 50 an der Umfrage.

Ergebnisse

Die diskutierte Literatur lässt eine Befürwortung der Kombinierbarkeit erkennen. Die Ergebnisse der Patientenbefragung weisen ebenfalls in diese Richtung und zeigen, dass die Kombination aus tiefenpsychologisch fundierter Einzel- und Gruppenpsychotherapie überwiegend als Bereicherung beurteilt wird. Dies drückt sich insbesondere in zahlreichen Kommentaren aus, die auf eine Stärkung der therapeutischen Beziehung schließen lassen. Die Möglichkeit, im Einzelsetting Themen zu besprechen, für die in der Gruppe kein Platz war, wurde von allen Patienten geschätzt. Es zeigte sich, dass insbesondere dem Nachbesprechen eine wichtige Rolle zugewiesen wurde. Sofern Neid und Konkurrenz hinsichtlich der Beziehung zum Therapeuten auftauchten, wurde die Auseinandersetzung damit von den Betroffenen überwiegend als entwicklungsförderlich betrachtet. Häufig wurde auch die Einzeltherapie als bereichert erlebt, da in der Gruppe Themen auftauchten, die in der Einzeltherapie so nicht sichtbar geworden wären. Insgesamt fiel das grundsätzliche Urteil über die Kombinierbarkeit der Behandlungsmodalitäten sehr positiv aus.

Schlussfolgerung

Trotz methodischer Einschränkungen liefert die vorliegende Patientenbefragung Hinweise auf die Produktivität von kombinierter Einzel- und Gruppentherapie.
Anhänge
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Fußnoten
1
Fünf der sechs befragten Experten sprachen sich für eine Kombinierbarkeit von Einzel- und Gruppentherapie im Rahmen der psychoanalytisch begründeten Verfahren aus, während ein Experte, mit dem Hinweis auf fehlende Forschungsergebnisse, die eine Änderung der Richtlinien indizieren könnten, dies ablehnte. Darüber hinaus begrüßten sowohl die Bundesärztekammer als auch die Bundespsychotherapeutenkammer in schriftlichen Stellungnahmen ausdrücklich eine mögliche Änderung der Psychotherapie-Richtlinien in diesem Sinne. Im Rahmen der Literaturrecherche wurde in 13 der 14 als relevant erachteten Publikationen eine Kombinationsbehandlung befürwortet, wobei sich nur wenige vergleichende Studien darunter befanden. Eine Studie deutete auf eine Überlegenheit der Einzelpsychotherapie gegenüber der Kombination der Verfahren hin.
 
2
Bei allen folgenden Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, repräsentiert die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit die männliche Form verwendet wird.
 
3
Eine vollständige Darstellung der Antworten ist auf Anfrage bei Dr. van Haren erhältlich.
 
Literatur
Zurück zum Zitat Faber FR, Haarstrick R (1989) Kommentar Psychotherapie-Richtlinien, 1. Aufl. Jungjohann, Neckarsulm, S 43 Faber FR, Haarstrick R (1989) Kommentar Psychotherapie-Richtlinien, 1. Aufl. Jungjohann, Neckarsulm, S 43
Zurück zum Zitat Gemeinsamer Bundesausschuss (2015) Tragende Gründe zum Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Psychotherapie-Richtlinie: Kombinierbarkeit von Einzel- und Gruppentherapie im Rahmen der psychoanalytisch begründeten Verfahren. BAnz AT 15. Okt. 2015 B3. Gemeinsamer Bundesausschuss (2015) Tragende Gründe zum Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Psychotherapie-Richtlinie: Kombinierbarkeit von Einzel- und Gruppentherapie im Rahmen der psychoanalytisch begründeten Verfahren. BAnz AT 15. Okt. 2015 B3.
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Zurück zum Zitat Semmler K (2016) Kombinierte Einzel- und Gruppenpsychotherapie im Spannungsfeld zwischen Arbeitsbündnis und Übertragungsagieren. Psychodyn Psychother 15(3):140–149 Semmler K (2016) Kombinierte Einzel- und Gruppenpsychotherapie im Spannungsfeld zwischen Arbeitsbündnis und Übertragungsagieren. Psychodyn Psychother 15(3):140–149
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Zurück zum Zitat Whittingham M (2015) Focus brief group psychotherapy. In: Neukrug ES (Hrsg) The Sage encyclopedia of theory in counseling and psychotherapy, Bd. 1–2. SAGE, Thousand Oaks Whittingham M (2015) Focus brief group psychotherapy. In: Neukrug ES (Hrsg) The Sage encyclopedia of theory in counseling and psychotherapy, Bd. 1–2. SAGE, Thousand Oaks
Zurück zum Zitat Yalom ID (2001) Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie. Ein Lehrbuch, 6. Aufl. Klett-Cotta, Stuttgart Yalom ID (2001) Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie. Ein Lehrbuch, 6. Aufl. Klett-Cotta, Stuttgart
Metadaten
Titel
Kombinierbarkeit von Einzel- und Gruppentherapie im Rahmen der psychoanalytisch begründeten Verfahren
Ergebnisse einer Patientenbefragung in der ambulanten Psychotherapie
verfasst von
Dr. Werner van Haren
Marcel Willweber
Publikationsdatum
29.06.2018
Verlag
Springer Medizin
Schlagwort
Psychotherapie
Erschienen in
Die Psychotherapie / Ausgabe 6/2018
Print ISSN: 2731-7161
Elektronische ISSN: 2731-717X
DOI
https://doi.org/10.1007/s00278-018-0296-y

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