Erschienen in:
25.08.2021 | Psychotherapie | Schwerpunkt: Digitale Psychotherapie – Originalien
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Videobasierte Behandlungen in der psychodynamischen Psychotherapie in Zeiten der COVID-19-Pandemie
Interviewstudie mit Psychotherapeut*innen und Patient*innen
verfasst von:
Alena Leukhardt, Maximilian Heider, Katharina Reboly, Georg Franzen, Christiane Eichenberg
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 5/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Im Zuge der durch die „coronavirus disease 2019“ (COVID-19) ausgelösten Pandemie haben videobasierte Therapien (VBT) eine Trendwende erfahren. Es lässt sich vermuten, dass der abrupte Wechsel von der traditionellen Psychotherapie auf das Video-Setting (VS) einen Einfluss auf die therapeutische Beziehung und damit auf den therapeutischen Prozess ausübt. Im Rahmen dieser Studie wird untersucht, wie der Wechsel von der traditionellen Behandlung zur videobasierten Behandlung (und wieder zurück) während der COVID-19-Pandemie im Hinblick auf die therapeutische Beziehung und den therapeutischen Prozess von Patient*innen und Therapeut*innen erlebt wurde.
Methodik
Gruppenspezifische, halbstrukturierte Interviews mit approbierten Therapeut*innen (n = 8), Therapeut*innen in Ausbildung (n = 6) und Patient*innen (n = 9).
Ergebnisse
Die Mehrheit der Teilnehmer*innen, sowohl Therapeut*innen als auch Patient*innen, hat die therapeutische Situation im VS als durchlässiger und weniger berechenbar erlebt. Obwohl das VS zum Erhalt der therapeutischen Beziehung beiträgt, wird die Interaktion als flacher und weniger gerichtet beschrieben. Weiterhin zeigte sich, dass jeder Setting-Wechsel mit einem Habituationsprozess verbunden ist. Die therapeutische Arbeit kann dadurch erst nach einigen Sitzungen mit der höchst möglichen Intensität innerhalb des jeweiligen Settings durchgeführt werden.
Diskussion
In der VBT kann es durch den Erhalt der Beziehung zu einer Stärkung in der therapeutischen Allianz kommen. Obwohl das VS mit Unsicherheiten verbunden ist, konnten schambesetzte Themen leichter angesprochen werden. Besonders Angstpatient*innen konnten sich nach einer universell beobachtbaren Habituationsphase auf einen intensiveren therapeutischen Prozess einlassen.