Erschienen in:
22.06.2022 | Psychotherapie | Schwerpunkt: Kinder und Jugendliche: Psychotherapeutische Versorgung, Resilienz und Erhebung - Übersichten
Ambulantes Assessment in der klinischen Kinder- und Jugendpsychologie
verfasst von:
Jun.-Prof. Dr. Aleksandra Kaurin, David R. Kolar
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 6/2022
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Zusammenfassung
Im Laufe der vergangenen 20 Jahre hat sich das Ambulante Assessment (AA) zu einem wichtigen Bestandteil des Methodenrepertoires in der klinisch-psychologischen Forschung des Kindes- und Jugendalters entwickelt. Ambulantes Assessment bedeutet, dass das Verhalten und Erleben in alltäglichen Situationen untersuchter Kinder, Jugendlicher und ihrer Familien wiederholt erfasst wird. Die Popularität der Methode ergibt sich aus der Tatsache, dass mit AA analog zu psychotherapeutischen Bedingungsmodellen u. a. (dys)funktionale Verhaltensmuster, ihre Auslöser sowie emotionale und soziale Konsequenzen erfasst werden können. Kontextabhängige dynamische Prozesse innerhalb eines Kindes oder Jugendlichen können empirisch geprüft werden, z. B. wann und unter welchen Umständen spezifische Symptome im Familien- oder Schulalltag zum Ausdruck kommen. Durch diese enge Verzahnung mit Erkenntnissen aus der Psychotherapie trägt AA zu einer erhöhten Generalisierbarkeit gewonnener Daten auf das typische Verhaltensspektrum untersuchter Kinder und Jugendlicher bei. Im vorliegenden Beitrag wird illustriert, wie AA zu präziseren und wirklichkeitsnäheren deskriptiven Modellen psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter beitragen kann. Vor diesem Hintergrund wird der Nutzen von AA zur empirischen Prüfung funktionaler Bedingungsmodelle in der psychotherapeutischen Forschung und Praxis beschrieben. Der Beitrag schließt mit einer Diskussion über den potenziellen Nutzen des AA für individualisierte Interventionen im Alltag betroffener Kinder, Jugendlicher und ihrer Familien ab.