Erschienen in:
01.05.2014 | Schwerpunkt
Bedeutung der Pathologie für die Therapieplanung testikulärer Keimzelltumoren
verfasst von:
Prof. Dr. A. Heidenreich, R. Knüchel-Clarke, D. Pfister
Erschienen in:
Die Pathologie
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Ausgabe 3/2014
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Zusammenfassung
Die Hodentumoren lassen sich in Keimzelltumoren (KZT) und Keimstrang-/Stromatumoren unterteilen, wobei die Keimzelltumoren ca. 90–95 % aller Hodentumoren repräsentieren. Die testikulären Keimzelltumoren stellen die häufigsten soliden Neoplasien des jungen Mannes im Alter von 20 bis 40 Jahren mit einer steigenden Inzidenz insbesondere in den Industrieländern dar. Bei den Keimzelltumoren erfolgt die Therapie risikoadaptiert in Abhängigkeit von der primären Histologie, pathohistologischen und molekularen Prognosefaktoren des Primärtumors, dem initialen Ausbreitungsstadium sowie der Ansprechrate auf die systemische Chemotherapie bei metastasierten Tumoren. Die Kenntnis der pathohistologischen Besonderheiten des Primärtumors und seiner Prognosefaktoren ist für den behandelnden Urologen und Onkologen von immanenter Bedeutung, um eine Unter- oder Übertherapie zu vermeiden. Etablierte, retrospektiv und prospektiv validierte Prognosefaktoren bei nichtseminomatösen KZT (NSKZT) im klinischen Stadium I sind der prozentuale Anteil des embryonalen Karzinoms sowie der Nachweis einer vaskulären Invasion. Beim Seminom im klinischen Stadium stellen die Tumorgröße sowie die Infiltration des Rete testis Prognosefaktoren dar, die jedoch nur in retrospektiven Studien identifiziert, aber nicht prospektiv validiert wurden. Die quantitative Pathohistologie des Primärtumors ist beim metastasierten NSKZT von therapeutischer Bedeutung, wenn die Indikation zur postchemotherapeutischen retroperitonealen Lymphadenektomie bei kleinen Residualtumoren diskutiert werden muss: Fehlende oder minimale Anteile eines Teratoms im Primarius erlauben eine abwartende Strategie, große Teratomanteile machen eine Residualtumoresektion notwendig. Die Kenntnis der quantitativen Pathohistologie resezierter Residualtumoren sowie des Vorkommens von Teratomen mit maligner Transformation ist für die Indikation einer adjuvanten Chemotherapie (< 10 vs. > 10 % vitales Tumorgewebe), der Resektion hepatischer oder thorakaler Residuen unabdingbar. Bezüglich der gonadalen Stromatumoren ist die Kenntnis nukleärer Atypien, erhöhter Mitoseraten sowie erhöhter Wachstumsfraktionen für die Therapieplanung wichtig.