Erschienen in:
13.08.2018 | Hyperparathyreoidismus | Schwerpunkt: Ektopes Gewebe
Ektopes Gewebe der Schilddrüse und der Nebenschilddrüsen
verfasst von:
S. Theurer, U. Siebolts, K. Lorenz, H. Dralle, Prof. Dr. K. W. Schmid
Erschienen in:
Die Pathologie
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Ausgabe 5/2018
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Zusammenfassung
Ektopes Schilddrüsengewebe entsteht durch entwicklungsgeschichtliche Defekte der frühen Stadien der Schilddrüsenembryogenese, bei der es zu einem Deszensus der medianen Schilddrüsenanlage vom Mundboden zu ihrer endgültigen prätrachealen Position kommt. Die häufigsten Lokalisationen ektopen Gewebes sind dementsprechend im Bereich des Mundbodens und im Verlauf des Ductus thyreoglossus; seltene Lokalisationen sind intrathorakal (mediastinal, kardial, pulmonal) und unterhalb des Zwerchfells (u. a. Nebennieren, Leber, Gallenblase, Gastrointestinaltrakt). Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die Unterscheidung von Metastasen eines differenzierten Schilddrüsenkarzinoms.
Die Nebenschilddrüsenektopie ist dagegen nicht einheitlich definiert. Üblicherweise werden die Positionen zervikal-zentral als „Lagevarianten“ bezeichnet (ausgenommen Kieferhöhle, hoch parapharyngeal) und die zervikal-lateralen (Karotisscheide, N. vagus) und die unterhalb der V. brachiocephalica und mediastinalen (extraligamentär, aortopulmonales Fenster, paravagal) sowie seltenere Positionen als „ektope Lage“ eingeordnet. Nebenschilddrüsenektopien sind häufig (in Autopsiestudien in 28–42,8 % aller Menschen). Im Rahmen eines primären Hyperparathyreoidismus (pHPT) besteht eine Prävalenz von 6,3–16 % von ektopem hyperfunktionalem Nebenschilddrüsengewebe (ganz überwiegend Adenome), die bei der chirurgischen Therapie des pHPT eine wichtige Rolle spielen.