Erschienen in:
07.01.2020 | Antidepressiva | Leitthema
Chronischer Schmerz – eine psychosomatische Sichtweise
verfasst von:
Prim. Prof. Univ. Doz. Dr. Michael Bach, Univ. Prof. Dr. Christian Simhandl
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 1-2/2020
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Zusammenfassung
Ziel der Arbeit
In dieser Übersichtsarbeit wird ein biopsychosoziales Modell zur Entstehung, Chronifizierung und Behandlung von Schmerzen dargestellt.
Hauptthesen
Die frühere Dichotomisierung zwischen „körperlichen“ und „seelischen“ Schmerzen ist aus Sicht der modernen Schmerzforschung nicht mehr sinnvoll. Akuter Schmerz dauert meist kurz und besitzt eine (biologische) Warnfunktion. Mit zunehmender Schmerzdauer finden auf somatischer und psychosozialer Ebene Chronifizierungsvorgänge statt, der Schmerz „verselbstständigt“ sich und wird zu einer eigenständigen Erkrankung. Bei der Chronifizierung gewinnen die psychosozialen Aspekte der Schmerzverarbeitung und die subjektive Beeinträchtigung durch die Schmerzen („pain disability“) an Bedeutung.
Methoden
Auch in der Therapie von chronischen Schmerzen ist auf ganzheitliche, multimodale Behandlungskonzepte zu achten, bestehend aus medikamentösen Verfahren, Schmerzpsychotherapie, Körpertherapie sowie teilweise invasiven, operativen und neurodestruktiven Verfahren. Dabei wird ein stufenweises psychosomatisches Vorgehen empfohlen: 1) Basisversorgung mit Diagnostik, Schulung, Therapiemotivation, 2) Schmerzbewältigungstraining mit Psychotherapie, medizinischen, physio-, sport-, ergo- und kreativtherapeutischen Maßnahmen sowie 3) spezielle Schmerzpsychotherapie bei ausgeprägter Affektregulationsstörung bzw. Körperbeziehungsstörung, ergänzt durch Biographiearbeit.
Schlussfolgerung
Zahlreiche Effektivitätsstudien und Metaanalysen zeigen eine signifikante Überlegenheit einer mehrdimensionalen Schmerztherapie gegenüber eindimensionalen Behandlungen.