Erschienen in:
01.01.2010 | Originalien
Ein stochastischer Test zur Validitätskontrolle von Visusangaben
verfasst von:
J. Roland, U. Hirsch, S.P. Heinrich, M. Bach, Prof. Dr. M. Gräf
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 1/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund
Wenn eine angegebene Visusreduktion nicht den objektiven Augenbefunden entspricht, sollte vor der Einleitung aufwendiger Diagnostik die Validität der Visusangabe kontrolliert werden, denn es ist möglich, dass die Angaben vom realen Visus abweichen. Für diesen Zweck wurde eine Sehzeichentafel zur Visusbestimmung nach der Grenzmethode angefertigt, die sich gut für stochastische Auswertungen eignet.
Patienten und Methoden
Das 1,5 m×1,25 m große weiße Poster enthält auf 16 Zeilen, entsprechend den dekadisch logarithmischen Visusstufen von 0,12–4,0 in 5 m Prüfdistanz, jeweils 9 schwarze Landolt-Ringe mit 4 alternativen Orientierungen. Die Visusbestimmung nach der Grenzmethode erfolgte nach dem Kriterium 1/1 in 9 Einzelmessungen in den 9 Optotypensäulen der Tafel. Der Visus ergab sich als geometrisches Mittel der 9 Einzelwerte. Zur Messung eines geringen Visus (<0,25) wurde die Prüfdistanz reduziert. Es wurden 100 normal kooperative Patienten (Gruppe 1), 20 augengesunde Personen, die einen Visus von 0,1 simulieren sollten (Gruppe 2), und 13 Personen im Rahmen von Gutachten untersucht (Gruppe 3). Von diesen 13 Personen fielen im Rahmen anderer Validitätsprüfungen 9 durch zweifelhafte Angaben auf. In Gruppe 2 wurde für die ersten 10 Personen die für 5 m geltende Skalierung auf der Tafel belassen, für 10 Personen wurde die sichtbare Skalierung um den Faktor 4 reduziert. Lage und Streuung der 9 Einzelwerte (Transitionspunkte) wurden ausgewertet und mit der theoretisch zu erwartenden Verteilung verglichen, die mittels einer Monte-Carlo-Simulation von je 100.000 Einzelmessungen bestimmt wurde.
Ergebnisse
In Gruppe 1 betrug der Visus 0,012–2,75, die Streubreite der Einzelwerte 1–3 Stufen, kein Patient lieferte mehr als 7 und nur 1 Patient 7 gleiche Einzelwerte. Die Lageverteilung der Transitionspunkte entsprach weitgehend dem Ergebnis der Monte-Carlo-Simulation. Die Angaben der ersten 10 Personen in Gruppe 2 streuten um 0,06, die Werte der übrigen 10 Personen um 0,13. In Gruppe 3 wurde der Visus mit 0,016–0,63, im Mittel 0,1 angegeben. In den Gruppen 2 und 3 zeigten 7 (35%) bzw. 6 Personen (67% der Personen mit zweifelhaften Angaben) eine auffällige Lageverteilung der Transitionspunkte mit 7 oder mehr gleichen Werten.
Schlussfolgerung
Die Methode erlaubt eine Visusbestimmung mit Angabe von Streuungsmaßen und liefert Hinweise auf intentional falsche Angaben. Willkürliche Falschangaben werden durch die sichtbare Skalierung beeinflusst.