Erschienen in:
06.11.2017 | Originalien
Analyse der Brillenstärken zeigt keine Zunahme der Myopie in Deutschland von 2000 bis 2015
verfasst von:
PD Dr. W. Wesemann
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 5/2018
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Zusammenfassung
Ziel
Es wird die Frage untersucht, ob die Häufigkeit und Stärke der Myopie in Deutschland von 2000 bis 2015 bei Kindern und jungen Erwachsenen zugenommen hat.
Material und Methoden
Analysiert wurden 1.223.410 Refraktionswerte von 278.432 Männern und 333.273 Frauen im Alter von 5 bis 30 Jahren, die in der Zeit vom 01.01.2000 bis 31.12.2015 eine neue Brille bekommen hatten. Ausgewertet wurde das über beide Augen gemittelte sphärische Äquivalent als Funktion des Alters (N = 611.705). Zur Bestimmung der zeitlichen Veränderungen in den 16 Jahren von 2000 bis 2015 wurde der gesamte Zeitraum in 4 gleich große Zeitintervalle von jeweils 4 Jahren eingeteilt. Drei Kriterien wurden betrachtet: a) die prozentuale Häufigkeit der Kurzsichtigen unter allen Brillenträgern, b) das mittlere sphärische Äquivalent und c) die Stärkenverteilung der sphärischen Äquivalente.
Ergebnisse
a) Die Häufigkeit der Myopie ist von 2000 bis 2015 nicht angestiegen. Von den Kindern, die eine Brille tragen, sind im Alter von 5 Jahren 9 % myop (≤−0,5 dpt). 80 % sind hyperop (≥+0,5 dpt). Von den 10, 20 bzw. 25 Jahre alten Brillenträgern sind 46 %, 75 % bzw. 79 % myop und 42 %, 13 % bzw. 10 % hyperop. b) Das mittlere sphärische Äquivalent wurde von 2000 bis 2015 nicht stärker negativ. Mit 5; 10,3 und 27 Jahren beträgt das sphärische Äquivalent im Mittel über alle Personen, die eine Brille bekamen, +1,74 dpt; 0,0 dpt und -1,91 dpt. c) Die Stärkenverteilung der sphärischen Äquivalente hat sich von 2000 bis 2015 nicht verändert. Weder die geringen noch die hohen Myopien sind am Ende des betrachteten Zeitraum signifikant häufiger.
Schlussfolgerung
In Deutschland haben die Häufigkeit und die Stärke der Myopie von 5 bis 30 Jahre alten Brillenträgern in den letzten 16 Jahren nicht zugenommen.