Erschienen in:
29.03.2019 | Begutachtung | Originalien
Vergleich der Sehschärfenbestimmung mit Landolt-Ringen versus Zahlen
verfasst von:
Prof. Dr. Klaus Rohrschneider, Axel R. Spittler, Michael Bach
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 11/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Bestimmung der Sehschärfe besonders zu gutachtlichen Zwecken erfolgt mit Landolt-Ringen. In der klinischen Praxis ist eine solche Sehschärfeprüfung aus verschiedenen Gründen schlecht praktizierbar und nicht üblich. Wir untersuchten deshalb, wie sich der Visus bei Prüfung mit Landolt-Ringen gegenüber dem Visus mit Zahlen unterscheidet.
Methoden
Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der Sehschärfeprüfung an 2335 Augen von 1394 Patienten (Alter 5 bis 98 Jahre, Median 51 Jahre) der Sehbehindertenambulanz der Univ.-Augenklinik Heidelberg. Die Patienten hatten unterschiedlichste Augenerkrankungen. Bei allen erfolgte die Sehschärfeprüfung für Zahlen und Landolt-Ringe in identischer Weise DIN-gerecht. Die Sehschärfe wurde als LogMAR angegeben und intraindividuell verglichen.
Ergebnisse
Zwischen den Ergebnissen mit beiden Optotypen bestand zwar eine hohe Korrelation von r2 = 0,927, doch im Mittel unterschieden sich die Sehschärfen deutlich mit 0,13 ± 0,14 LogMAR. Mit Zahlen wurde eine um 0,13 LogMAR höhere Sehschärfe ermittelt, etwas mehr als 1 Zeile. Diese Unterschiede waren weitgehend unabhängig von der Sehschärfe und nahmen mit dem Alter etwas zu. Die Schwankungen waren allerdings für geringe Sehschärfen größer.
Schlussfolgerung
Während die Sehschärfe im klinischen Alltag typischerweise mit Zahlen geprüft wird und wissenschaftlich meist ETDRS-Tafeln zum Einsatz kommen, erlaubt lediglich die Benutzung von Landolt-Ringen eine Untersuchung ohne Einfluss der Formerkennung. Diese sind daher für rechtliche Belange in Europa nach der EN ISO 8596 bzw. in Deutschland nach DIN 58220 gültig. Die Ergebnisse bestätigen frühere Arbeiten zum Vergleich mit E‑Haken oder Lea-Symbolen dahingehend, dass Landolt-Ringe in einer geringeren Sehschärfe resultieren. Im Mittel ist der Visus um etwa 1 Zeile schlechter als mit Zahlen. Dies spricht für einen nicht korrekten Anschluss der Zahlen des Polatests mit einer Abweichung von mehr als den erlaubten 0,05 LogMAR. Es ist daher für eine gutachtliche Beurteilung wichtig, den Visus korrekt mit Landolt-Ringen zu erheben.