Erschienen in:
06.07.2021 | COVID-19 | Originalien
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COVID-19-Ausbruch-Untersuchung in einer geriatrisch-palliativmedizinischen Klinik
verfasst von:
Dr. med. Claudia Raichle, Dr. med. Johannes Schäfer, Dr. med. Annette Gann, Dr. med. Elisa Warth, Dr. med. Günther Slesak
Erschienen in:
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
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Ausgabe 5/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
In der 2. COVID-19-Welle kam es im Dezember 2020 zu einem großen COVID-19-Ausbruch in einer geriatrisch-palliativmedizinischen 90-Betten-Klinik. 32 % der Mitarbeiter*innen (MA) sowie 29 Patient*innen wurden binnen 23 Tagen infiziert, 13 Patient*innen verstarben. Die Belegung ging auf 20 % zurück. Drastisch verschärfte Hygienemaßnahmen nach Ausbruchsbeginn verhinderten weitere nosokomiale Infektionen von Patient*innen, jedoch weniger effektiv von MA.
Ziel
Untersuchung von Ausbruchsgeschehen und Risikofaktoren für eine Infektion von MA.
Material und Methoden
Anonymisierter MA-Online-Fragebogen von Januar bis Februar 2021 zu möglichen Risikofaktoren für eine PCR-positive Infektion (schlecht sitzende FFP2-Maske, enger Kontakt mit positiven Patient*innen, Übergabe‑/Teambesprechung mit positiven MA).
Ergebnisse
Von 184 MA beantworteten 96 den Fragebogen (52,2 %), davon 38 Infizierte. Acht MA blieben a‑/oligosymptomatisch, 30 MA waren im Median 10 Tage arbeitsunfähig, 2 davon weiterhin. Mit einer Infektion assoziierte Faktoren waren der enge Kontakt mit positiven Patient*innen mit zunehmender Zeitdauer trotz FFP2-Maske (OR 6,0; 95 %-KI 1,6–22). 55/88 MA beschrieben schlecht sitzende FFP2-Masken. Die Infektion wurde zumeist erklärt durch längeren Kontakt mit positiven teils unruhigen Patient*innen. Wiederholt wurde auf die psychisch belastende Gesamtsituation hingewiesen.
Diskussion
Ein COVID-Ausbruch lässt sich im pflegeintensiven geriatrischen Kontext insbesondere bei MA nur schwer eindämmen. Längere Patientenkontakte bei unzureichender Patienten-Compliance konterkarieren strikte Hygienemaßnahmen. Die Vulnerabilität von MA und Patient*innen muss zusätzlich präventiv durch rasche effektive Impfungen reduziert werden und erfordert gesundheitspolitische Priorität.