Erschienen in:
06.08.2020 | Autoinflammatorische Syndrome | Leitthema
Genetische Diagnostik autoinflammatorischer Erkrankungen
verfasst von:
Dr. Oskar Schnappauf, FACMG
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 7/2020
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Zusammenfassung
Autoinflammatorische Syndrome zeichnen sich häufig durch periodische Fieberattacken in Kombination mit erhöhten Entzündungswerten aus. Dabei kommt es durch die Dysregulation unterschiedlicher zellulärer Signalwege zu einer verstärkten Immunantwort, was multisystemische Entzündungsprozesse begünstigt. Aufgrund von überlappenden Krankheitssymptomen, variabler Expressivität und Pleiotropie ist eine rein klinische Diagnose von autoinflammatorischen Erkrankungen in vielen Fällen erschwert. Da eine frühe und definitive Diagnose die Lebensqualität vieler Patienten stark verbessern kann, sind molekulargenetische Methoden ein wichtiger Bestandteil des Befundungsprozesses geworden. Mit der Entwicklung der Next-Generation Sequenzierung (NGS) hat sich die genetische Diagnose von Patienten mit autoinflammatorischen Erkrankungen erheblich verbessert, und es wurden nicht nur erhebliche Fortschritte bei der genetischen Charakterisierung von nicht diagnostizierten Patienten erzielt, sondern auch zahlreiche neue krankheitsassoziierte Gene identifiziert. Allerdings erschwert die Fülle an molekulargenetischen Analysemethoden auch die Wahl der Methode mit der höchsten diagnostischen Spezifität und Sensitivität. Ebenso haben die NGS-Technologien zu einer starken Zunahme der identifizierten Genvarianten geführt und somit die klinische Bewertung dieser Varianten auf ihre Kausalität hin erheblich erschwert. Konsensgesteuerte und standardisierte molekulardiagnostische Richtlinien sowohl für den Diagnoseprozess als auch für die Interpretation der gewonnenen Ergebnisse sind daher unerlässlich geworden.