Erschienen in:
01.09.2014 | Originalarbeit
Hermeneutik oder Szientismus?
Unterwegs zu einer triadischen Epistemologie
verfasst von:
Prof. Dr. Michael B. Buchholz
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 3/2014
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Zusammenfassung
Hermeneutik (Sinn, Verstehen) und Szientismus (Kausalität, Erklären) bilden nach wie vor Oppositionspole, die eine wissenschaftstheoretische Positionierung und Selbstbestimmung der Psychoanalyse erschweren. Der erste Vorschlag in diesem Aufsatz lautet, diese Pole nicht nach einem „Entweder-oder“-Prinzip aufzufassen, sondern nach einem Komplementaritätsprinzip, wie es aus der Kopenhagener Deutung der Quantenphysik hervorgegangen ist. Die von Habermas ausgearbeitete kommunikative Wendung der Hermeneutik lässt sich sodann mit Befunden der empirischen Forschung, sowohl aus der Säuglings- wie aus der Primatenforschung verbinden, sodass plötzlich eine Brücke zwischen den weit auseinander liegenden Lagern in den Blick genommen wird. Diese Brücke erweist sich als begehbar, wenn man neben „Sinn“ und „Kausalität“ einen dritten Pol, „Sozialität“, einbaut; auf diese Weise entsteht eine triadische Epistemologie, die hier vorbereitet wird. Aus den Forschungen zur Mikrostruktur des Sozialen lässt sich deren bedeutsame, aber erstaunlich ignorierte Rolle deutlich bestätigen.