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Erschienen in: Forum der Psychoanalyse 2/2015

01.06.2015 | Kommentare

Zur Frage der Gestaltung psychotherapeutischer Beziehungen

Erwiderung zu Jürgen Thorwart und Giulietta Tibone – „Die Vakanzregel und die Asymmetrie der analytischen Beziehung“

verfasst von: Dr. phil. Marie-Luise Althoff

Erschienen in: Forum der Psychoanalyse | Ausgabe 2/2015

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Auszug

Es war für mich erstaunlich, dass mein Beitrag „Die vakante Sitzung in Psychoanalyse und Supervision“ enorm viele, zustimmende und kontroverse, Reaktionen hervorgerufen hat. Die Anmerkungen von Jürgen Thorwart und Giulietta Tibone gehören dabei eher zu den kontroversen. …
Fußnoten
1
Es kommt, wie erwähnt, auch vor, dass ich zu Beginn einer Behandlung noch nicht einmal über das Bereitstellungshonorar spreche, sondern es erst thematisiere, wenn es im Prozess bearbeitbar wird. Bearbeitbar wird es m. E., wenn die Voraussetzungen für einen mentalisierenden Umgang mit Fragen der Bereitstellung gegeben sind, wenn Exploration möglich ist und nichtüberfordernde Konfrontation eintritt. Beispiel: Ein Patient mit der unbewussten pathogenen Überzeugung: „Ich bin an allem Schuld und für alles verantwortlich“, der sich innerhalb der Probatorik mit einer versäumten, nichtabgesagten Sitzung selbst in Schuld begeben will und damit der Psychotherapeutin die Schuldgefühle für ihre angekündigte Urlaubspause abnehmen möchte, indem er die Wut der Therapeutin auf sich zieht, wird klaglos eine Bereitstellungshonorarrechnung bezahlen, wird diese Rechnung aber gleichzeitig als Bestätigung seiner „totalen Verantwortung“ sehen und als Bestrafung akzeptieren. In diesem Fall würde eine Rechnungstellung vor der Bearbeitung der unbewussten pathogenen Überzeugung vermutlich dazu führen, dass die Therapeutin den Beziehungstest, hier Übertragungstest, nicht bestanden hätte.
 
2
Die angewandte Ethik bildet den Versuch, mit den Mitteln der Ethik Menschen dabei zu helfen, sich in bestimmten Situationen moralisch richtig zu verhalten, in denen Unklarheit oder Unsicherheit darüber herrscht, was in dieser Situation moralisch richtig wäre (Stoecker und Neuhäuser 2011, S. 4).) Vorausgesetzt wird für den Bereich der Psychotherapie, dass Psychotherapeuten verpflichtet sind, verantwortlich zu handeln in dem Sinne, dass sie unter Abwägung der Gründe für und gegen bestimmte Handlungsweisen versuchen, das Beste zu tun. Die Aufgabe der angewandten Ethik lässt sich dann wie folgt beschreiben: „Dann hätten Angewandte Ethiker die Aufgabe, es den Praktikern so leicht wie möglich zu machen, verantwortlich zu handeln, indem sie sozusagen vordenken oder probedenken, wie sich eine bestimmte Handlungsweise im Lichte einer reflektierten Moral verantworten ließe. Sie fungieren als Scouts für die Wege, die die praktischen Überlegungen der Praktiker einschlagen können und müssen, um ihnen ein verantwortliches Handeln zu erlauben. [D]ie Scouts [sind] keine Gouvernanten, die ihren Mündeln einfach sagen können, wo es lang geht. Folglich besteht auch keine Gefahr, dass die Angewandte Ethik die Praktiker entmündigt … Dazu fehlt den Ethikern die Kompetenz … Sie können für sich nicht das Expertenwissen in Anspruch nehmen, in Problemfällen zu wissen, welche Handlung die richtige ist. Sie können jedoch beurteilen, was ein guter und was ein schlechter moralischer Grund ist, welche Umstände und Gesichtspunkte moralisch relevant sind und welche nicht, und wie diese zur Begründung und Rechtfertigung einzelner Handlungen zusammenspielen“ (Stoecker und Neuhäuser 2011, S. 9 f.)
 
Literatur
Zurück zum Zitat Stoecker R, Neuhäuser C (Hrsg) (2011) Handbuch Angewandte Ethik. Metzler, Stuttgart Stoecker R, Neuhäuser C (Hrsg) (2011) Handbuch Angewandte Ethik. Metzler, Stuttgart
Metadaten
Titel
Zur Frage der Gestaltung psychotherapeutischer Beziehungen
Erwiderung zu Jürgen Thorwart und Giulietta Tibone – „Die Vakanzregel und die Asymmetrie der analytischen Beziehung“
verfasst von
Dr. phil. Marie-Luise Althoff
Publikationsdatum
01.06.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Forum der Psychoanalyse / Ausgabe 2/2015
Print ISSN: 0178-7667
Elektronische ISSN: 1437-0751
DOI
https://doi.org/10.1007/s00451-015-0197-4

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