Erschienen in:
01.04.2004 | Schwerpunkt: Funktionelle somatische Schmerzsyndrome
Funktionelle somatische Schmerzsyndrome
Zusammenfassung der Hypothesen zur Überlappung und Ätiologie
verfasst von:
Priv.-Doz. Dr. P. Henningsen, C. Derra, J. C. Türp, W. Häuser
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 2/2004
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Zusammenfassung
Nach dem derzeitigen Kenntnisstand ist unklar, ob die häufige Überlappung funktioneller somatischer Syndrome durch ein einzelnes zugrundeliegendes funktionelles somatisches Syndrom erklärt werden kann. Es scheint aber in jedem Fall nicht gerechtfertigt, funktionelle somatische Syndrome als primäre psychische Störungen (somatisierte depressive bzw. Angststörungen) anzusehen. Psychische Komorbidität und biographische Belastungen bestimmen weitgehend, aber nicht ausschließlich, die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen. Die klinisch und mit technischen Verfahren nachweisbare erniedrigte Schmerzschwelle beim Fibromyalgiesyndrom (FMS), Reizdarmsyndrom (RDS), Spannungskopfschmerz (KST) und Myoarthropathie der Kiefergelenke (MAP) wird aktuell auf eine veränderte zentralnervöse Verarbeitung nozizeptiver Impulse zurückgeführt. Weiterhin finden sich bei den genannten Störungen Hinweise für eine Störung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse. Das vermehrte Vorkommen bei Frauen kann durch geschlechtsspezifische Unterschiede im Krankheitsverhalten und eine Östrogenabhängigkeit der Schmerzempfindung bedingt sein. Funktionelle somatische Syndrome werden aktuell durch ein biopsychosoziales Modell prädisponierender, auslösender und chronifizierender Faktoren erklärt. Besonderer Forschungsbedarf besteht bei der Festlegung des Stellenwerts genetischer und kultureller Faktoren.