Erschienen in:
01.04.2009 | Originalien
Kommunikation und Befundaustausch zwischen Hausärzten und Orthopäden bei Rückenschmerzen
Eine retrospektive Beobachtungsstudie
verfasst von:
PD Dr. J.-F. Chenot, MPH, A. Pieper, M.M. Kochen, W. Himmel
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 2/2009
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Zusammenfassung
Hintergrund
Rückenschmerzen sind ein häufiger Konsultationsanlass in der hausärztlichen Praxis. Die Behandlung der Patienten erfolgt oft in Kooperation mit Orthopäden und erfordert daher einen effektiven Informationsaustausch. Ziel dieser Arbeit war es, die Kommunikation zwischen Hausärzten und Orthopäden zu untersuchen.
Material und Methoden
Hausärztliche Überweisungen und die dazu gehörenden orthopädischen Befundberichte wurden retrospektiv ausgewertet. Hausärzte nannten die Gründe für die Überweisung und bewerteten die Qualität der Befundberichte.
Ergebnisse
Insgesamt nahmen 12 von 82 Allgemeinärzten des Lehrpraxisnetzes der Universitätsmedizin Göttingen an der Studie teil. Von 911 hausärztlichen Überweisungen an die Orthopädie wurden in 3 Monaten 312 (34%) Patienten wegen Rückenschmerzen überwiesen. Hausärzte machten nur selten über eine Diagnose hinaus Angaben auf dem Überweisungsschein. Ihre Selbstwahrnehmung wich davon erheblich ab. Der Wunsch nach einer Überweisung zum Orthopäden ging in der Mehrzahl der Fälle (64%) vom Patienten aus; bei 72% wurde ein Chronifizierungspotenzial vermutet. Nur für 1/3 der überwiesenen Patienten (114/312) erhielten Hausärzte trotz Berichtspflicht einen Bericht, der allerdings relativ wenige Befundangaben enthielt. Zumeist waren die Hausärzte damit zufrieden, aber bei 59% der Überweisungen waren sie unzufrieden mit den Therapieempfehlungen. Psychosoziale Angaben fanden sich nur in 10% der orthopädischen Befundberichte. Die Angaben in den Befundberichten waren heterogen und entsprachen nur teilweise den Empfehlungen der Interdisziplinären Gesellschaft für Orthopädische Schmerztherapie.
Schlussfolgerung
Die mangelhaften Angaben auf den hausärztlichen Überweisungsscheinen sowie die hohe Zahl fehlender Befundberichte signalisieren nicht so sehr eine eigentliche Kommunikationsstörung zwischen Hausärzten und Orthopäden, sondern vielmehr scheinen die bisherigen Versorgungsstrukturen und Instrumente wie der Überweisungsschein eine effektive Kommunikation zu verhindern. So erklärt sich die relativ große Zufriedenheit von Hausärzten mit den inhaltlich wenig aussagekräftigen Befundberichten. Ihre Unzufriedenheit mit den orthopädischen Behandlungsempfehlungen reflektiert eher die beschränkten Behandlungsoptionen bei chronischen Rückenschmerzen in der ambulanten Versorgung