Erschienen in:
01.02.2010 | Originalien
Deutscher Schmerzfragebogen für Kinder, Jugendliche und deren Eltern (DSF-KJ)
Entwicklung und Anwendung eines multimodalen Fragebogens zur Diagnostik und Therapie chronischer Schmerzen im Kindes- und Jugendalter
verfasst von:
S. Schroeder, Dr. Dipl.-Psych. T. Hechler, H. Denecke, M. Müller-Busch, A. Martin, A. Menke, B. Zernikow
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 1/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine multidimensionale Erfassung chronischer Schmerzen stellt das wichtigste Instrument für die Diagnostik und Therapie von chronischen Schmerzen dar. Während im Erwachsenenbereich der Deutsche Schmerzfragebogen standardmäßig eingesetzt wird, fehlt es an entsprechenden Fragebögen im Kindes- und Jugendbereich. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Entwicklung eines multimodalen Anamneseschema in Form eines Fragebogens mit allen relevanten Schmerzbereichen für Kinder und Jugendliche mit chronischen Schmerzen darzustellen und dessen Güte und Praktikabilität in folgenden Schritten zu untersuchen: 1) durch die Anwendung des Fragebogens an einer konsekutiv erhobenen Stichprobe aus Kindern und Jugendlichen (4–18 Jahre), 2) durch die Analyse der fehlenden Items in einer Kind-, Jugendlichen- und Elternversion und 3) durch die Analyse der Experteneinschätzung zum Fragebogen.
Material und Methoden
Der Deutsche Schmerzfragebogen für Kinder und Jugendliche (DSF-KJ) wurde auf der Grundlage des biopsychosozialen Schmerzmodells und in multiprofessionellen Expertengremien entwickelt. Der DSF-KJ erfasst soziodemografische Daten, Schmerzcharakteristika, schmerzauslösende und beeinflussende Faktoren, Voruntersuchungen und -behandlungen, schmerzbezogene Beeinträchtigung und kognitiv-emotionale und behaviorale Auswirkungen durch die chronischen Schmerzen. Für die Analyse der fehlenden Items und für die Stichprobenbeschreibung bearbeiteten 284 Kinder und Jugendliche (4–18 Jahre), die sich in einer tertiären Schmerzeinrichtung vorstellten, den DSF-KJ. Elf Experten bewerteten den Fragebogen hinsichtlich seiner Nützlichkeit und Handhabbarkeit.
Ergebnisse
Anhand des DSF-KJ erfolgte eine detaillierte Stichprobenbeschreibung des ambulanten Samples auf der Basis des biopsychosozialen Modells. So stellten sich mehr jugendliche Mädchen als Jungen in der Ambulanz vor. Die Betroffenen litten vorwiegend unter Kopfschmerzen und waren bereits maßgeblich in ihrem Alltag beeinträchtigt. Kinder und Jugendliche zeigten erstaunliche Ähnlichkeiten in den Schmerzcharakteristika, jedoch bildete sich die zunehmende Chronifizierung der Jugendlichen durch eine stärkere Beeinträchtigung und mehr Behandlungsversuche ab. Der DSF-KJ wurde von den Kindern, Jugendlichen und deren Eltern sorgfältig und mit sehr wenigen fehlenden Items beantwortet. Die Kliniker beurteilten den DSF-KJ als nützlich und praktikabel für Diagnosestellung und Therapieempfehlung.
Schlussfolgerung
Der DSF-KJ ermöglicht eine standardisierte Erfassung und umfassende Darstellung der Schmerzproblematik von Kindern und Jugendlichen. Trotz seines Umfangs ist er leicht durchführbar und liefert eine profunde Basis für die ärztliche und psychologische Diagnosestellung und Therapieempfehlungen. Erste Hinweise belegen die Güte des Fragebogens in Bezug auf Anwendbarkeit, Nützlichkeit und Praktikabilität.