Erschienen in:
08.08.2016 | Affektive Störungen | Übersichten
Chronische untere Rückenschmerzen und psychische Komorbidität
Eine Übersicht
verfasst von:
Dr. J. Bletzer, S. Gantz, T. Voigt, E. Neubauer, M. Schiltenwolf
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 2/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Rückenschmerzen zählen in Deutschland zu den häufigsten Beschwerden. Dieses Review dient der Evaluation der Komorbidität von chronischen unteren Rückenschmerzen („low back pain“ [LBP]) in Verbindung mit Depressivität und Angst.
Ziel der Arbeit
Die Ergebnisse sollen die Optimierung von Präventionsmaßnahmen, Leitlinien für eine Rehabilitation von Patienten mit LBP und die Entwicklung neuer Therapieansätze vorantreiben.
Material und Methoden
In einem systematischen Literaturreview wurden alle Primärpublikationen und Metaanalysen berücksichtigt, die unter festgelegten Suchkriterien in der Literaturdatenbank Medline (PubMed) verschlagwortet und bis zum Recherchestichtag publiziert waren. Des Weiteren wurden metaanalytische Berechnungen durchgeführt.
Ergebnisse
Es wurden 34 Studien identifiziert, die den Ein- und Ausschlusskriterien genügten, 14 davon wurden für eine Metaanalyse gewonnen. Die Datenlage zeigt signifikant unterschiedliche Depressionswerte für Betroffene mit LBP und gesunde Kontrollgruppen sowie Korrelationen zwischen Schmerzintensität, Depression und Angst. Für den Zusammenhang von LBP mit „Depression“ und „Schmerzintensität“ wurden 5 Studien mit hochsignifikantem Ergebnis (p < 0,01) identifiziert, 8 Studien wiesen einen signifikanten Zusammenhang auf (p < 0,05). Bei „Angst“ und „Schmerzintensität“ zeigten 4 Studien hochsignifikante (p < 0,01) und 3 Studien signifikante Zusammenhänge (p < 0,05), 5 Studien kamen zu keinen signifikanten Ergebnissen. Die Studien weisen eine große Heterogenität auf.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse können das Verständnis der Komplexität des Schmerzerlebens und die Grundlagen für die Behandlung von LBP-Patienten verbessern. Die Generalisierbarkeit der Ergebnisse ist eingeschränkt. Eine Differenzierung von Schmerzerleben und -beeinträchtigung sowie eine Standardisierung der Messinstrumente der psychischen Betroffenheit wären wünschenswert, damit die Vergleichbarkeit von Studienergebnissen erleichtert werden kann. Der Zusammenhang von chronischen LBP und psychischer Beeinträchtigung sollte weiter untersucht werden.