Erschienen in:
10.11.2016 | Tumorschmerz | Übersichten
Chronifizierungsmechanismen und Abhängigkeitspotenziale bei Tumorschmerz
Vergleich mit Nichttumorschmerz – eine Literaturübersicht
verfasst von:
PD Dr. S. Wirz, M. Schenk, B. Kleinmann, M.Sc., K. Kieseritzky
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Verbesserte onkologische Therapieoptionen verlängern die Überlebensraten. Damit steigt die Zahl der Tumorpatienten mit persistierenden Schmerzen, die eine analgetische Therapie benötigen. In Bezug auf chronischen Nichttumorschmerz gibt es nachgewiesene biopsychosoziale Chronifizierungsmechanismen. Als Komplikation einer Analgetikatherapie werden Abhängigkeitssyndrome beschrieben.
Fragestellung
Lässt sich bei Patienten mit Tumorschmerz analog zu Patienten mit Nichttumorschmerz das multidimensionale Modell der Schmerzchronifizierung anwenden? Lassen sich Abhängigkeitssyndrome als Folge einer Analgetikatherapie belegen?
Material und Methoden
In einem nichtsystematischen Review wurde nach Belegen für somatische wie psychosoziale Chronifizierungsmechanismen bei Patienten mit Tumorschmerz gesucht. Hinweise auf mögliche Abhängigkeitssyndrome wurden anhand ausgewählter Literaturstellen dargestellt. In einer MEDLINE-Recherche wurde die Zahl relevanter Publikationen ermittelt und aufgelistet (s. Zusatzmaterial online).
Ergebnisse und Diskussion
Somatische Chronifizierungsfaktoren wie Schmerzintensität, repetitive Schmerzreize sowie topische und demografische Faktoren entsprechen sich bei Tumor- und Nichttumorschmerz. Spezifisch für Tumorschmerz ist die Induktion tumorabhängiger peripherer und zentraler Sensitivierungsmechanismen, die einer genetischen Variation unterliegen können. Hinsichtlich psychosozialer Chronifizierungsfaktoren weisen Patienten mit Tumor- und Nichttumorschmerz große Ähnlichkeiten auf. Diesbezüglich sind sie miteinander vergleichbar. Auch für Abhängigkeitssyndrome bei Patienten mit Tumorschmerz existieren Hinweise.
Schlussfolgerung
Zur Therapieoptimierung sollte das Chronifizierungs- wie Abhängigkeitsrisiko bei chronischem persistierendem Tumorschmerz künftig mehr in den Fokus rücken.