Erschienen in:
09.01.2017 | Pflege | Originalien
Pflegerisches Schmerzassessment aus Patientenperspektive
Qualitative Querschnittsuntersuchung zur Anwendung der NRS
verfasst von:
L. Gerken, A. Windisch, R. Thalhammer, S. Olwitz, E. Fay, H. Al Hussini, B. Reuschenbach
Erschienen in:
Der Schmerz
|
Ausgabe 2/2017
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Erfassung von Schmerzen ist fester Bestandteil eines adäquaten Schmerzmanagements. Während viele Erkenntnisse zur Relevanz, Nutzung und Validität der verschiedenen Skalen existieren, ist die Sichtweise der Patienten bei der Schmerzerhebung im deutschsprachigen Raum bis dato nie untersucht worden. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Perspektive der Patienten bei der Durchführung von Schmerzassessments anhand der numerischen Rating-Skala (NRS) zu erfassen.
Material und Methoden
Die Erhebung wurde als qualitative Querschnittsuntersuchung in Anlehnung an die Grounded-Theory-Methodologie nach Strauss u. Corbin umgesetzt. Befragt wurden 15 Patienten der Chirurgie. Als Erhebungsinstrument dienten leitfadengestützte Einzelinterviews. Die Datenauswertung erfolgte mit MAXQDA. Zunächst wurde offen, weiterführend dann auch thematisch codiert. Anschließend wurden die Codes verglichen und axial verknüpft. In einem abschließenden Schritt erfolgte eine gegenstandsbezogene Theoriebildung.
Ergebnisse
Die Patienten hatten nur vage Vorstellungen zu den Konsequenzen ihrer Angaben. Das Schmerzassessment wurde als pflegerische Routine erlebt und für die Therapie als weitgehend unbedeutend wahrgenommen. Selbstreflexiv wurde vereinzelt die Skalierung als Problem gesehen, da ein Referenzwert fehlt und sich Schmerzqualität und -verläufe der vorgegebenen Metrik entziehen. Metrische Angaben spiegeln nicht nur den Schmerz wider, sondern wurden auch intentional gesetzt, um Maßnahmen, z. B. Entlassungen, gezielt zu ermöglichen.
Schlussfolgerungen
Die Aussagen geben Hinweise darauf, dass die Validität der Messung und damit auch die dadurch indizierte Therapie durch subjektive Konzepte beeinflusst werden. Patienten selbst benennen Alternativen zur Erfassung von Schmerzqualitäten. Die Daten sollten an größeren Stichproben repliziert werden. Dabei sind auch mögliche Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung des Assessments zu berücksichtigen.