Erschienen in:
01.09.2015 | Standards in der Unfallchirurgie
Gefäßverletzungen im überregionalen Traumazentrum
Diagnostik und Therapie der traumatischen Gefäßläsionen
verfasst von:
Dr. med. Nadja Weigert, I. Kaden, R. Karatschai, J. Zaage, R. Braunschweig, K. Wohlfarth, G.O. Hofmann
Erschienen in:
Trauma und Berufskrankheit
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Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Ziel der Arbeit
Das rechtzeitige Erkennen der Gefäßverletzung stellt einen hohen Anspruch an traumaversorgende Einrichtungen. Nicht die lebensbedrohliche Blutung wird übersehen, sondern die Ischämie. Die BG Kliniken Bergmannstrost Halle haben als überregionales Traumazentrum von 1998 bis 2014 1463 polytraumatisierte Patienten mit einem durchschnittlichen ISS (Injury Severity Score) von 33,6 behandelt, die Letalität lag bei 10,9 %. Die Gefäßverletzung ist mit 2 % selten, stellt aber eine interdisziplinäre logistische Herausforderung dar.
Material und Methoden
Retrospektiv werteten wir die Gefäßverletzungen von 2008 bis 5/2015 aus und gehen auf die Diagnostik, Therapie und Ergebnisse ein.
Ergebnisse
Beim kreislaufinstabilen Patienten muss im Rahmen des Damage-control-Konzeptes die initiale Operationszeit so kurz wie möglich gehalten werden, sodass ausgedehnte Rekonstruktionen kontraindiziert sind. Die meisten Gefäßverletzungen bei den schweren Polytraumen betrafen das Abdomen (36 % abdominelle Beteiligung) oder subtotale Extremitätenamputationen. Vaskuläre Läsionen fanden wir sowohl bei schweren Monoverletzungen als auch bei Polytraumatisierten in den vergangenen 7,5 Jahren 82-mal. Traumatische Aortendissektionen traten in 7, Verletzungen der oberen in 31 und der unteren Extremität in 28 Fällen auf. Viszerale bzw. iliakale Rekonstruktionen waren 16-mal erforderlich. Ausschlaggebend für die sekundären Amputationen bzw. die verbleibende Funktionsfähigkeit nach erfolgreicher Revaskularisation war immer der begleitende Weichteilschaden, z. T. mit massiver Kontamination bzw. der nervale Schaden.
Diskussion
Die im Rahmen der Polytraumabehandlung trainierte reibungslose, enge und interdisziplinäre Zusammenarbeit ist Voraussetzung für eine suffiziente Versorgung dieser schweren Verletzungen. Die bei uns durchgeführte Computertomographie („Traumaspirale“) stellt das Ausmaß der Gefäßverletzung so sicher dar, dass weiterführende angiographische Diagnostik nur im Ausnahmefall und dann mit therapeutischer Intention oder zur zentralen Blutungskontrolle erforderlich ist.