Einleitung
Zielerkrankung/Risikofaktor | Untersuchung | Beratung/Zuweisung |
---|---|---|
Durchführung ab dem vollendeten 18. Lebensjahr (Lj.) | ||
Alkoholkonsum | AUDIT-Fragebogen, Bestimmung des Gamma-GT-Werts | Entwöhnungsberatung, Überweisung zu einer spezialisierten Behandlung für Alkoholkrankheiten |
Diabetes mellitus | Familienanamnese, Blutzucker aus der Vene oder Fingerkuppe (First Stage Test), eventuell Wiederholung des Tests; oraler Glukosetoleranztest (Second Stage) | – |
Glaukom | Risikogruppenidentifizierung, bei erhöhtem Risiko Zuweisung zu Augenfachärztin/Augenfacharzt | – |
Hypertonie | Blutdruckmessung (Mittelwert von zwei Messungen im Sitzen) | – |
Lipidstoffwechselstörungen | Gesamtcholesterin‑/HDL-Cholesterin-Quotient, Triglyceridbestimmung | – |
Malignes Melanom | Risikogruppenidentifizierung mittels Anamnese, Hautinspektion veränderter Hautstellen | Patientinnen/Patienten zur Selbstwahrnehmung anhalten, Überweisung zu Dermatologin/Dermatologe |
Parodontalerkrankungen | Befragung zu Paradontalerkrankungen, Mundhöhleninspektion | Beratung zu Zahn- und Mundhygiene, Zuweisung parodontologisch orientierte Zahnärztin/Zahnarzt |
Tabak‑/Nikotinkonsum | Erhebung des Rauchstatus mittels Fünf Es-Befragung | Entwöhnungsberatung (Fünf Es; Motivationsanstöße, Zuweisung zu spezialisierter Entwöhnungseinrichtung) |
Übergewicht/Adipositas | BMI, Taillenumfang | Ernährungsempfehlung, Beratung zu körperlicher Aktivität unterstützt durch verhaltenstherapeutische Techniken |
Zervixkarzinom* | (Familien‑)Anamnese | Beratung zu PAP-Abstrich, Zuweisung zu Fachärztin/Facharzt der Gynäkologie |
(Nicht näher beschrieben) | Harnstreifentest (Leukozyten, Eiweiß, Glukose, Nitrit, Urobilinogen, Blut) | – |
(Nicht näher beschrieben) | Rotes Blutbild bei Frauen | – |
(Nicht näher beschrieben) | – | Beratungsgespräch, um zu regelmäßiger körperlicher Bewegung im Alltag zu motivieren |
Ab dem 45. Lj | ||
Mamma-Karzinom* | Familienanamnese | Beratung zur Früherkennungs-Mammographie |
Ab dem vollendeten 50. Lj | ||
Kolorektales Karzinom* | FOBT, Koloskopie alle 10 Jahre | Beratung zu FOBT und Koloskopie, Überweisung zu Fachärztin/Facharzt |
Prostatakarzinom* | – | Beratung über Nutzen und Schaden von PSA-Screening, Überweisung zu Urologin/Urologen |
Ab dem vollendeten 65. Lj | ||
Hörminderung/Hörverlust | Fragen zu Hörverlust, Flüstertest | Überweisung zu HNO-Ärztin/-Arzt für Second-stage-Diagnose |
Altersbedingte Sehschwäche | Frage nach Sehverschlechterung & regelmäßiger Sehüberprüfung | Veranlassung fachärztlicher Untersuchung |
Methode
Quellleitlinien als Basis
Empfehlungsgrad | Definition | Symbolik |
---|---|---|
Klare Empfehlung für Maßnahme | Mindestens 2 der 3 Institutionen sprechen sich für die Durchführung der Maßnahme aus. Die dritte Institution äußert sich nicht oder gibt eine „unklare“ Empfehlung ab | ✔✔ |
Klare Empfehlung gegen Maßnahme | Mindestens 2 der 3 Institutionen sprechen sich gegen die Durchführung der Maßnahme aus. Die dritte Institution äußert sich nicht oder gibt eine „unklare“ Empfehlung ab | ✘✘ |
Schwache Empfehlung für Maßnahme | Eine der 3 Institutionen spricht sich für die Durchführung der Maßnahme aus. Die anderen Institutionen äußern sich nicht oder geben eine „unklare“ Empfehlung ab | ✔ |
Schwache Empfehlung gegen Maßnahme | Eine der 3 Institutionen spricht sich gegen die Durchführung der Maßnahme aus. Die anderen Institutionen äußern sich nicht oder geben eine „unklare“ Empfehlung ab | ✘ |
Gegensätzliche Empfehlungen | Die Empfehlungen der Institutionen sind gegensätzlich | ⋄ |
Unklare Empfehlungen | Es werden wegen mangelnder Evidenz keine eindeutigen Empfehlungen abgegeben | ~ |
Keine Empfehlungen | Die Institutionen äußern sich nicht zu einer bestimmten Maßnahme | ○ |
Fokusgruppen mit Bürgerinnen/Bürgern
Multidisziplinäres Empfehlungsgremium
Generierung von evidenzbasierten Entscheidungsgrundlagen
Hohe Qualität | Wir sind sehr sicher, dass der wahre Effekt nahe bei dem Effektschätzer liegt |
Moderate Qualität | Wir haben mäßig viel Vertrauen in den Effektschätzer: der wahre Effekt ist wahrscheinlich nahe bei dem Effektschätzer, aber es besteht die Möglichkeit, dass er relevant verschieden ist |
Niedrige Qualität | Unser Vertrauen in den Effektschätzer ist begrenzt: Der wahre Effekt kann durchaus relevant verschieden vom Effektschätzer sein |
Sehr niedrige Qualität | Wir haben nur sehr wenig Vertrauen in den Effektschätzer: Der wahre Effekt ist wahrscheinlich relevant verschieden vom Effektschätzer |
Erstellung der Empfehlungen
Ergebnisse
Änderung bisherige VU | Zielerkrankung, Risikofaktor | Empfehlung | Stärke der Empfehlung | Art der Evidenz | Vertrauen in die Evidenz |
---|---|---|---|---|---|
Neu | Abdominales Aorten-Aneurysma | Männer zwischen 65 und 75 Jahren sollen einmalig mittels abdominaler Sonographie auf abdominales Aorten-Aneurysma gescreent werden | Schwach | IE | Moderat |
Frauen sollen nicht auf abdominales Aorten-Aneurysma gescreent werden | Schwach | IE | Moderat | ||
Adaptiert | Altersbedingte Sehschwäche | Erwachsene ab 65 Jahren sollen mittels Frage nach Sehverschlechterung alle 2 Jahre auf altersbedingte Sehschwäche gescreent werden. Optional kann das Screening, zusätzlich zur Frage nach Sehverschlechterung, mittels Sehtafeln erfolgen. Nach positivem Screeningergebnis soll eine weiterführende Abklärung durch die Vorsorgeärztin/den Vorsorgearzt oder gegebenenfalls bei der Fachärztin/beim Facharzt erfolgen | Schwach | ESR | Sehr niedrig |
Gestrichen | Asymptomatische Bakteriurie | Erwachsene sollen nicht auf asymptomatische Bakteriurie gescreent werden | Stark | ESR | Niedrig |
Neu | Chronische Nierenerkrankungen | Erwachsene ab 40 Jahren, bei denen mindestens ein Risikofaktor (arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Adipositas (BMI ≥30 kg/m2) oder terminale Niereninsuffizienz in der Familie) vorliegt, sollen mittels Albumin‑/Kreatinin-Quotient aus dem Spontanharn und auf Serum-Kreatinin/eGFR aus dem Blut alle 2 Jahre auf chronische Nierenerkrankungen gescreent werden | Schwach | USR | Niedrig |
Erwachsene ohne erhöhtes Risiko für chronische Nierenerkrankungen sollen nicht gescreent werden | Stark | USR | Niedrig | ||
Adaptiert | Diabetes mellitus Typ 2 | Erwachsene mit erhöhtem Risiko (ab moderatem Risiko nach FINDRISK) sollen alle 3 Jahre mittels Nüchtern-Glukose-Test oder HbA1C auf Typ 2 Diabetes mellitus gescreent werden | Schwach | IE | Moderat |
Erwachsene ohne erhöhtes Risiko sollen nicht auf Typ 2 Diabetes mellitus gescreent werden | Schwach | IE | Moderat | ||
Nicht berücksichtigt | Depression | Erwachsene sollen nicht auf Depression gescreent werden | Schwach | ESR | Niedrig |
Gestrichen | Eisen‑/Vitamin B12-Mangelanämie | Nicht-schwangere Frauen sollen nicht auf Anämie gescreent werden | Schwach | NSR | Sehr niedrig |
Adaptiert | Gesundheitsgefährdender Alkoholkonsum | Alle Erwachsenen sollen bei jeder Vorsorgeuntersuchung mittels AUDIT-C auf gesundheitsgefährdenden Alkoholkonsum gescreent werden. Gegebenenfalls soll eine Beratung anhand der „5 Es“ erfolgen | Stark | ESR | Niedrig |
Ein Screening mittels Gamma-GT soll nicht durchgeführt werden | Stark | ESR | Sehr niedrig | ||
Gestrichen | Glaukom | Erwachsene sollen nicht auf Offenwinkelglaukom gescreent werden | Schwach | USR | Sehr niedrig |
Hautkrebs | Alle Erwachsenen sollen einmalig eine Beratung zur Prävention von Hautkrebs erhalten | Schwach | IE | Moderat | |
Nicht berücksichtigt | Hepatitis C | Erwachsene unabhängig von einem vorhandenen erhöhten Risiko sollen nicht auf Hepatitis C gescreent werden | Schwach | ESR | Niedrig |
Adaptiert | Hörminderung/Hörverlust | Erwachsene ab 65 Jahren sollen mittels Frage nach Hörverlust alle 2 Jahre auf altersbedingte Hörminderung gescreent werden | Schwach | USR | Moderat |
Adaptiert | Hypertonie | Alle Erwachsenen sollen mittels Blutdruckmessung auf Hypertonie gescreent werden. Das Intervall soll individuell mit den teilnehmenden Personen abgestimmt werden | Stark | IE | Hoch |
Adaptiert | Körperliche Aktivität | Alle Erwachsenen sollen bei jeder Vorsorgeuntersuchung eine Beratung zu körperlicher Aktivität anhand der „5 Es“ erhalten | Stark | ESR | Moderat |
Adaptiert | Lipidstoffwechselstörungen | Alle Erwachsenen sollen mittels Serumlipidbestimmung (Gesamtcholesterin, Triglyzeride, LDL, HDL) alle 5 Jahre auf Lipidstoffwechselstörungen gescreent werden. Bei Personen mit erhöhtem Risiko sollte das Screeningintervall differenziert und individuell abgestimmt durch die Vorsorgeärztin/den Vorsorgearzt festgelegt werden | Stark | IE, NSR | Moderat |
Adaptiert | Nikotin‑/Tabakkonsum | Bei allen Erwachsenen sollen bei jeder Vorsorgeuntersuchung eine Erhebung des Rauchstatus und gegebenenfalls eine Beratung anhand der „5 Es“ erfolgen | Stark | IE | Hoch |
Neu | Osteoporotisches Frakturrisiko | Bei Erwachsenen ab 50 Jahren soll mittels FRAX Risikorechners alle 10 Jahre das Frakturrisiko bestimmt werden. Personen mit einem 20 % oder höherem Risiko innerhalb der nächsten 10 Jahre eine Osteoporose-typische Fraktur der Hüfte, Wirbelsäule, des Handgelenks oder Oberarmknochens zu erleiden, soll eine weitere Abklärung durch DXA empfohlen werden. Zusätzlich soll eine Beratung zur Vermeidung des Sturzrisikos durchgeführt werden | Schwach | ESR | Niedrig |
Bei Erwachsenen unter 50 Jahren soll das osteoporotische Frakturrisiko nicht bestimmt werden | Schwach | ESR | Niedrig | ||
Adaptiert | Parodontalerkrankung | Erwachsene von 18–39 Jahren sollen mittels gezielter Frage alle 3 Jahre auf Parodontalerkrankungen gescreent werden. Nach positivem Screeningergebnis soll eine weiterführende Abklärung durch die Vorsorgeärztin/den Vorsorgearzt oder gegebenenfalls durch die Fachärztin/den Facharzt erfolgen | Schwach | NSR | Niedrig |
Erwachsene ab 40 Jahren sollen mittels gezielter Frage alle 2 Jahre auf Parodontalerkrankungen gescreent werden. Nach positivem Screeningergebnis soll eine weiterführende Abklärung durch den Vorsorgearzt/die Vorsorgeärztin oder gegebenenfalls durch die Fachärztin/den Facharzt erfolgen | Schwach | NSR | Niedrig | ||
Adaptiert | Übergewicht/Adipositas | Alle Erwachsenen sollen als Teil der physikalischen Statuserhebung in der Vorsorgeuntersuchung (gute klinische Praxis) mittels BMI und/oder Taillenumfang auf Übergewicht/Adipositas gescreent werden. Erwachsene, die einen BMI von ≥25 kg/m2 mit Komorbiditäten bzw. einen BMI von ≥30 kg/m2 aufweisen, sollen jährlich eine Lebensstilberatung entsprechend den „5 Es“ erhalten. Die Lebensstilberatung soll Alter, Geschlecht, Komorbiditäten und individuelle Möglichkeiten der Person berücksichtigen und Empfehlungen zu einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität beinhalten. Es sollen in Abstimmung mit der Person praxisnahe und realistische Ziele zu einer stabilen Gewichtsreduktion bzw. Gewichtsstabilisierung vereinbart werden | Schwach | ESR, NSR | Moderat |
Nicht berücksichtigt | Vitamin-D-Mangel | Erwachsene sollen nicht auf Vitamin-D-Mangel gescreent werden | Stark | USR | Niedrig |