Erschienen in:
01.06.2014 | Leitthema
Primäre Prävention des Typ-2-Diabetes durch Lebensstilmodifikation
Ergebnisse des Präventionsprogramms PRAEDIAS
verfasst von:
PD Dr. B. Kulzer, N. Hermanns, M. Krichbaum, D. Gorges, T. Haak
Erschienen in:
Die Diabetologie
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Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Große Studien wie die finnische Diabetes Prevention Study (DPS) oder das amerikanische Diabetes Prevention Program (DPP) konnten überzeugend belegen, dass die Prävention des Typ-2-Diabetes bzw. eine signifikante Verzögerung der Diabetesmanifestation durch eine Modifikation des Lebensstils bei Personen mit erhöhtem Diabetesrisiko möglich ist. Allerdings wurden die Lebensstilinterventionen im Rahmen dieser Studien in einem relativ ressourcenintensiven Einzel-Setting durchgeführt, und es wurden Maßnahmen eingesetzt, die auch aus Kostengründen in der klinischen Praxis kaum umsetzbar sind. Ein Gruppenansatz ist hier deutlich kostengünstiger und ressourcensparend.
Ziel der Arbeit
In einer prospektiven, randomisierten Studie wurde untersucht, inwieweit die Ergebnisse von der großen „Landmarkstudie“ zur Prävention des Typ-2-Diabetes in den klinischen Alltag in Deutschland übertragbar sind. Hierzu wurde die Effektivität des neu entwickelten Programms „Prävention des Diabetes – Selbst aktiv werden“ (PRAEDIAS) für Menschen mit einem erhöhten Diabetesrisiko im Vergleich zu einer Kontrollgruppe überprüft.
Material und Methoden
Das PRAEDIAS-Programm zur Lebensstilmodifikation und primären Typ-2-Diabetesprävention umfasst 12 Kursstunden und erstreckt sich über den Zeitraum von einem Jahr. Es wurden 182 Personen mit erhöhtem Diabetesrisiko in die Studie aufgenommen und per Randomisation der Interventionsgruppe (PRAEDIAS) oder der Kontrollgruppe (KG) zugewiesen. Patienten der KG erhielten eine schriftliche Anleitung zur Diabetesprävention.
Ergebnisse
Nach 12 Monaten erreichten die Teilnehmer des PRAEDIAS-Programms eine signifikant stärkere Körpergewichtsreduktion als Teilnehmer der KG (− 3,8 ±5,2 kg vs. − 1,4 ± 4,0 kg; p = 0,001). Die Nüchternblutzuckerkonzentration reduzierte sich in der PRAEDIAS-Gruppe, während sie in der KG leicht anstieg (− 4,3 ± 11,3 mg/dl vs. 1,8 ±13,1 mg/dl; p = 0,001). Die Dauer der körperlichen Aktivität pro Woche erhöhte sich signifikant stärker in der PRAEDIAS-Gruppe im Vergleich zur KG (46,6 ± 95,5 min/Woche vs. 17,9 ± 63,8 min/Woche; p = 0,034). Auch Indikatoren eines modifizierten Essverhaltens verbesserten sich in der PRAEDIAS-Gruppe signifikant mehr als in der KG (kognitive Kontrolle 3,9 ± 3,8 vs. 1,5 ± 4,7; p = 0,001 und Störbarkeit − 1,2 ± 2,7 vs. − 0,4 ± 2,6; p = 0,049). Hinsichtlich der Verbesserungen der Lipidkonzentrationen oder des Blutdrucks zeigten sich keine statistisch bedeutsamen Unterschiede zwischen PRAEDIAS-Gruppe und der KG.
Schlussfolgerung
Verglichen mit den Einjahresdaten des amerikanischen Diabetes Prevention Program (DPP) und der finnischen Diabetes Prevention Study (DPS), die beide in einem aufwendigen Einzel-Setting durchgeführt wurden, konnten mit PRAEDIAS Ergebnisse in einer vergleichbaren Größenordnung in einem Gruppen-Setting erreicht werden.