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Im Spiegel der Anderen

Soziale Vergleiche mit Personen aus dem persönlichen und medialen Umfeld

Who tells us who we are?

Comparing oneself with persons from one’s social and media environments

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Zusammenfassung

Soziale Vergleichsprozesse sind ein zentrales Konstrukt in der sozialpsychologischen Forschung und ein wichtiger Faktor der Identitätsarbeit. Gleichwohl wurden sie bisher kaum systematisch im Zusammenhang mit Mediennutzung untersucht, obwohl das Potential von Medien als Mittel zur Identitätsarbeit regelmäßig betont wird. Insbesondere die Bedeutung, die Vergleiche mit Medienpersonen in diesem Zusammenhang in Relation zu Vergleichen mit Personen aus dem sozialen Umfeld haben, ist weitgehend ungeklärt. Die vorliegende Studie widmet sich daher der Erforschung medienvermittelter Vergleichsprozesse und untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu sozialen Vergleichen mit Personen aus dem persönlichen Umfeld. In einer Befragung von 278 Teilnehmern wurden über eine Kombination verschiedener Messverfahren mehrere Aspekte beider Vergleichsdomänen (soziales versus mediales Umfeld) ermittelt. Die Ergebnisse zeigen Unterschiede zwischen beiden Domänen bei der Vergleichshäufigkeit und Vergleichsrichtung sowie teilweise bei der Relevanz bestimmter Vergleichsdimensionen.

Abstract

The concept of social comparison is a core aspect of social psychology research and an important part of identity development, yet there has been little research on this phenomenon in the context of media usage. Combining different kinds of measurements, this study investigates the similarities and differences in social comparison to media characters versus persons from the social environment. A sample of 278 respondents answered a questionnaire about both kinds of comparison. Results indicate that persons from the social environment serve more often as comparison targets than media characters. Furthermore, media characters lead to an increased amount of upward comparison and to comparison with dissimilar others. The relevance of comparison dimensions seems to be independent of the comparison target.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3

Notes

  1. Eine Ausnahme bildet die Studie von Wheeler und Miyake (1992), in der die Befragten die Möglichkeit hatten, aus einer Auswahl von Dimensionen die für den jeweiligen Vergleich relevante anzugeben.

  2. Es bestand eine zusätzliche Option „Kann ich nicht sagen“ bei der Frage nach der Ähnlichkeit bzw. über die Relevanzangabe bei den einzelnen Dimensionen.

  3. Zur Validierung der Comparative Ratings anhand der Bildvorlagen vgl. Peter und Fahr (in Vorbereitung).

  4. Außerdem war dem Problem Rechnung zu tragen, dass Personen sich scheuen zuzugeben, dass sie sich abwärts oder aufwärts vergleichen (vgl. Wills1981, S. 265). Durch die Bilder sollte dementsprechend vermieden werden, dass Personen Aussagen wie „X ist schlechter als ich“ zustimmen müssen und sich dabei möglicherweise unwohl fühlen.

  5. Die fünf Identitätsdimensionen wurden für den Fragebogen umformuliert, um möglichst verständliche und umfassende Begrifflichkeiten zu erhalten, die sowohl für Personen aus dem sozialen Umfeld als auch für Medienpersonen sinnvoll erschienen und sich für die Beschreibung einer Vergleichsdimension eignen. Aus Leiblichkeit wurde Attraktivität/Aussehen, aus Materielle Sicherheit wurde Finanzielles/Materielles, aus Arbeit & Leistung wurde Leistung/Können, aus soziale Netzwerke wurde soziales Umfeld/Umgang mit Menschen und aus Werte/Normen/Ideale wurde Wertvorstellungen/Überzeugungen. Die Pole beim Comparative Rating wurden dabei an die jeweilige Bezeichnung angepasst.

  6. Eine weitere und relativ nahe liegende Annahme ist, dass Vergleiche mit Medienpersonen mit der generellen Mediennutzungsdauer zusammenhängen. Da in der vorliegenden Studie konkret nach Personen aus dem Fernsehen gefragt wurde, kann dies hier anhand der Fernsehnutzungsdauer überprüft werden: Befragte, die wenig fernsehen, beschäftigen sich dementsprechend vermutlich auch weniger mit Personen aus dem Fernsehen. Demnach müsste es im Hinblick auf die Fernsehnutzung auch einen Unterschied zwischen Befragten geben, die eine Fernsehperson nannten, und denen, die keine nennen konnten. Die Gegenüberstellung dieser beiden Gruppen bestätigt die Vermutung: Befragte, die keine Person aus dem Fernsehen nannten, sehen täglich rund 30 min weniger fern als Befragte, die eine Fernsehperson angaben (t(144) = 2,52; p < 0.01).

  7. Zur Vereinfachung werden die Dimensionen mit diesen Begriffen abgekürzt. Zur Erinnerung: Im Fragebogen lauteten die genauen Bezeichnungen Attraktivität/Aussehen, Finanzielles/Materielles, Leistung/Können, soziales Umfeld/Umgang mit Menschen und Wertvorstellungen/Überzeugungen.

  8. Dies betraf 26 % aller Gesamtvergleiche im sozialen Umfeld bzw. 25 % im TV-Umfeld. Diese ausgeglichenen Vergleiche wurden aufgrund ihrer geringen Aussagekraft aus den weiteren Berechnungen ausgeschlossen.

  9. Wilcoxon-Test:Z = 3,858; p < 0.001.

  10. Aufgrund der durch die Aufteilung in Vergleichsdimensionen und -richtungen sehr geringen Fallzahlen wird im Weiteren auf eine statistische Prüfung verzichtet.

  11. Aufgrund der geringen Fallzahlen werden hier Häufigkeiten und keine Prozentzahlen ausgewiesen.

  12. Denkbar wäre allerdings auch ein Kompensationsmechanismus: Durch die Aufwärtsvergleiche auf den DimensionenAttraktivität,Finanzielles undLeistung wird der Selbstwert der Befragten bedroht, da sie hier unterlegen sind. Dem wird dadurch entgegengewirkt, dass sie sich auf den beiden anderen Dimensionen aufwerten und sich auf Augenhöhe bzw. sogar über die Medienperson stellen. Dafür würde auch die große Anzahl an Abwärtsvergleichen bei der Dimensionsozialer Umgang sprechen, die im Fragebogen unmittelbar nachAttraktivität,Finanzielles undLeistung abgefragt wurde. Außerdem würde es erklären, warum Medienpersonen hinsichtlichAttraktivität undFinanzielles besonderes Potential für einen Aufwärtsvergleich bieten, diese Dimensionen aber von der Mehrheit der Befragten als nicht relevant eingestuft werden.

  13. Die Gegensatzpaare für die fünf Dimensionen lauteten: Attraktivität: unattraktiv – attraktiv; Finanzielles: finanziell/materiell schlecht dastehend – finanziell/materiell gut dastehend; Leistung: faul/langsam – engagiert/schnell; Sozialer Umgang: kann nicht gut mit Menschen umgehen – kann sehr gut mit Menschen umgehen; Werte: hat falsche Wertvorstellungen/Überzeugungen – hat richtige Wertvorstellungen/Überzeugungen.

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Peter, C., Fahr, A. & Früh, H. Im Spiegel der Anderen. Publizistik 57, 161–178 (2012). https://doi.org/10.1007/s11616-012-0146-9

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