Erschienen in:
01.08.2013 | Originalarbeit
Jugendmaßregelvollzugspatienten – eine übersehene Hochrisikogruppe
Was sie kennzeichnet. Was zu tun ist
verfasst von:
Aglaja Stöver, Dipl.-Psych. Elena Hupp, Dr. med. Frank Wendt
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 3/2013
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Zusammenfassung
Die Organisationsstrukturen zum Umgang mit jugendlichen und heranwachsenden Maßregelvollzugspatienten sind von Bundesland zu Bundesland nach wie vor sehr unterschiedlich. Dem versucht der seit 2003 konstituierte Arbeitskreis Jugendmaßregelvollzug durch die Entwicklung einheitlicher Behandlungsstandards Rechnung zu tragen. In diesem Zusammenhang werden seit 2004 Daten zusammengetragen, die diese Population in zentralen Variablen (demografische Variablen, Delinquenz, Diagnosen und Entlassungen) beschreiben. Vertiefende Datenerhebungen zur biografischen Entwicklung, Psychopathologie, Delinquenzentwicklung, zum Behandlungsverlauf und zur Kriminalprognose wurden darüber hinaus in den Jahren 2008 bis 2011 an einer Gruppe Berliner und Rostocker Patienten des Jugendmaßregelvollzugs erhoben. Dabei zeigte sich, dass es sich bei diesen Patienten um eine Hochrisikogruppe handelt. Sie wiesen erhebliche biografische Belastungen auf und waren dem Hilfesystem vor den zur Unterbringung führenden Indexdelikten bereits hinreichend bekannt. Um eine andauernde Delinquenzentwicklung sowie eine Chronifizierung der psychischen Erkrankung abzuwenden, braucht es in Abgrenzung zum Erwachsenenmaßregelvollzug spezifische Behandlungsangebote, welche die besonderen Bedingungen und Entwicklungspotenziale des Jugend- und Heranwachsendenalters berücksichtigen und deren Grundlage der Erziehungsgedanke ist.