Erschienen in:
04.10.2016 | Pädophilie | Übersicht
Möglichkeiten und Grenzen standardisierter Untersuchungsinstrumente
verfasst von:
PD Dr. Andreas Mokros
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
|
Ausgabe 4/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Psychologische Testverfahren sind in der Regel standardisiert. Das heißt, die Testverfahren sind nach Inhalt und Aufbau festgelegt, und auch Durchführung, Auswertung und Interpretation folgen bestimmten Regeln. Neben klassischen Methoden wie Eigen- und Fremdanamnese, Verhaltensbeobachtung sowie Aktenstudium haben standardisierte Verfahren auch in der forensisch-psychiatrischen und -psychologischen Gutachtenspraxis an Bedeutung gewonnen. Der vorliegende Beitrag vermittelt einen Überblick über den Einsatz standardisierter Verfahren vornehmlich im Hinblick auf zwei Bereiche: die Beurteilung der Persönlichkeitsstruktur und die Diagnose sexueller Präferenzstörungen am Beispiel der Pädophilie. Da die Authentizität von Selbsteinschätzungen im forensischen Kontext fraglich ist, kommt dem Einsatz (halb-)strukturierter Fremdbeurteilungsverfahren besondere Bedeutung zu. In Bezug auf Persönlichkeitsstörungen sind dies Gesprächsleitfäden, im Hinblick auf Pädophilie die aktenbasierte Bewertung des Tatverhaltens. Es werden statistische Bewertungsmaßstäbe für die Einzelfalldiagnostik dargestellt, und zwar bezogen auf die Plausibilität von Diagnosen und Prognosen sowie auf die Relevanz von Testwertänderungen bzw. -unterschieden. Sofern die Indikation für standardisierte Verfahren vorliegt, ist ihre Anwendung üblicherweise nicht nur eine fakultative Ergänzung, sondern die Methode der Wahl.