Erschienen in:
01.06.2012 | Leitlinien
Kommentar zu den neuen Leitlinien (2011) der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zum Management von Dyslipidämien
verfasst von:
Prof. Dr. W. Koenig, N. Marx, J. Thiery, G. Klose
Erschienen in:
Die Kardiologie
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Ausgabe 3/2012
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Zusammenfassung
Die erstmals gemeinsam von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) und der Europäischen Fachgesellschaft für Arterioskleroseforschung und -behandlung (EAS) publizierten Leitlinien zu Diagnostik und Therapie von Dyslipidämien sind deutlich differenzierter als frühere Empfehlungen sowohl der ESC als auch der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Die Kernpunkte der Leitlinien bestehen 1) in einer stringenten, risikoorientierten Indikationsstellung zur Therapie, basierend auf dem globalen Risiko des Patienten, errechnet anhand des ESC-SCORE (Systemic Coronary Risk Estimation) und 2) einer drastischeren Reduktion des Zielparameters LDL-Cholesterin sowohl bei Patienten mit sehr hohem Risiko als auch bei solchen mit hohem und mäßigem Risiko. Für Patienten mit sehr hohem Risiko, unter die sämtliche Patienten mit atherosklerotischen Manifestationen fallen, wird ein LDL-Cholesterin-Zielwert von <70 mg/dl empfohlen. Diese Empfehlung stellt allerdings einen Kompromiss aus Beobachtungsstudien, mehreren klinischen Interventionsstudien und einer sich daraus ergebenden Extrapolation dar. Positiv hervorzuheben ist die neu eingeführte Empfehlung, bei Patienten mit mäßig erhöhtem Risiko, aus der sich die Mehrzahl der Individuen mit kardiovaskulären Ereignissen rekrutiert, einen LDL-Wert von ca. 115 mg/dl anzustreben. Letztlich stellt die jetzt erstmals in konsequenter Weise empfohlene, risikogeleitete Therapie von Dyslipidämien den ersten Schritt in Richtung einer personalisierten Medizin dar.