Erschienen in:
01.09.2009 | Übersichten
Die ästhetische (Gesichts-)Chirurgie in ethischer Sicht
verfasst von:
Prof. Dr. phil. Dr. med. Dr. med. dent. D. Groß, K. Groß
Erschienen in:
Journal für Ästhetische Chirurgie
|
Ausgabe 4/2009
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die ästhetische Chirurgie erfreut sich seit einiger Zeit einer wachsenden Nachfrage, die nicht zuletzt einer zunehmenden kulturellen Bedeutung äußerlicher Attraktivität und Schönheit geschuldet ist. Gleichzeitig sieht sie sich mit einer Reihe von ethisch relevanten Herausforderungen konfrontiert: Diese betreffen die Frage der Nutzen-Risiko-Abwägung, den Umgang mit minderjährigen Patienten, soziale Implikationen (Konformitätsdruck, Wettbewerbsklima), Gefahren der Medikalisierung, Veränderungen im Arzt-Patient-Verhältnis, Aspekte der Qualitätssicherung, finanzielle Aspekte und das Problem der korrekten Indikationsstellung.
Keines der vorgenannten Problemfelder rechtfertigt in einer wertepluralen und liberalen Gesellschaft jedoch den Ruf nach einem kategorischen Verbot oder einer weitreichenden Beschränkung ästhetischer Eingriffe. Umso wichtiger ist es, die Vorbedingungen zu rein ästhetischen Eingriffen sorgfältig zu prüfen. Voraussetzung ist, dass der Patient bzw. Kunde entscheidungsfähig ist, über Nutzen und Risiken aufgeklärt wurde und aus freiem Willen zugestimmt hat. Zu fordern sind ferner klare Qualitätsstandards auf der Seite der Anbieter. Unter diesen Voraussetzungen gibt es keine sachlichen Argumente gegen derartige Eingriffe bei Erwachsenen – sofern sie keinen selbstverstümmelnden Charakter entfalten, wie dies z. B. bei extremen Körpermodifikationen der Fall ist. Bei Kindern und Jugendlichen sind dagegen deutliche Einschränkungen zu machen.