Zusammenfassung
Hintergrund/Zielstellungen
In der Altenpflege Tätige gelten als hochbelastete Berufsgruppe. Um dem entgegenzuwirken, bedarf es bereits im Rahmen der Ausbildung der Untersuchung bedeutsamer Faktoren als Grundlage für Gesundheitsförderung und Prävention. Relevant ist in diesem Zusammenhang die Frage, wie Auszubildende die Arbeits- und Organisationsstrukturen in der Praxis wahrnehmen.
Methodik
An einer freiwilligen anonymen schriftlichen Befragung unter Einsatz des arbeitspsychologischen Screeningverfahrens Kurzfragebogen zur Arbeitsanalyse (KFZA) nahmen 67 Auszubildende der Altenpflege teil.
Ergebnisse
Die quantitative Belastung (Arbeitspensum und Zeitdruck) ist besonders hoch ausgeprägt, Information und Mitsprache im Praxisfeld werden hingegen als gering erachtet. Hinsichtlich aller KFZA-Faktoren wünschen sich die Befragten bessere Bedingungen als real erlebt. Effekte des Ausbildungsjahres konnten in den Bereichen „soziale Rückendeckung“ und „Zusammenarbeit“ beobachtet werden.
Schlussfolgerung
Der Einsatz arbeitspsychologischer Screeningverfahren bei Auszubildenden in der Altenpflege stellt nicht nur einen ökonomischen Weg zur Erfassung der wahrgenommenen Arbeits- und Organisationsstrukturen dar, sondern bietet auch Ansatzpunkte zur weiteren didaktischen Arbeit und zur Integration der Auszubildenden in die Bemühungen betrieblicher Gesundheitsförderung.
Abstract
Background/aim
Personnel working in geriatric care are burdened by many forms of stress. To counteract this situation, determining factors must be investigated even during staff training to be able to decide on appropriate health promotion and prevention measures. One essential question is how geriatric care students perceive working and organizational structures in practice.
Method
A total of 67 geriatric care students completed a screening instrument called a short questionnaire for job analysis. The participation was voluntary and anonymous.
Results
Quantitative stress (work load and time pressure) at work was rated as especially high, whereas information and participation in the field of practice were rated as relatively low. All explored factors were perceived to be less well-developed and integrated into the training than the students wished them to be. Effects regarding the year of training could be observed for social support and teamwork.
Conclusion
The instrument used was derived from work psychology and proved to be an economic way for assessment of the perception of geriatric nursing students concerning working and organizational structures in practice. Furthermore, it is a promising starting point for further didactical work and for the integration of geriatric care students into efforts regarding workplace health promotion.
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Danksagung
Wir danken Isabel Sandel für die Unterstützung bei der Datenerhebung.
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Interessenkonflikt
E. Mir, O. Kada, H. Brunkel, E. Kohlmann und C.-W. Kohlmann geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Alle im vorliegenden Manuskript beschriebenen Befragungen wurden im Einklang mit der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt.
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Mir, E., Kada, O., Brunkel, H. et al. Wie nehmen Auszubildende der Altenpflege die Arbeits- und Organisationsstrukturen in der Praxis wahr?. HBScience 7, 83–87 (2016). https://doi.org/10.1007/s16024-016-0263-x
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