Originalia
Funktionelle Aspekte der Dura sacralis und des anokokzygealen „Verspannungsapparates”

https://doi.org/10.1016/S1615-9071(16)60004-7Get rights and content

Zusammenfassung

Die kaudalen Verankerungsstrukturen des Rückenmarks mit seinen Hüllen, im Speziellen der Dura mater spinalis, sind vielfältig verspannt. Hierbei sind sowohl die Wirbelsäule als auch Strukturen des Beckenbodens involviert. Diese Verspannungssysteme sind im Rahmen kraniosakraler Techniken von großer Bedeutung. In der folgenden Übersichtsarbeit ist die Fachliteratur zusammengefasst und die Verankerungsstrukturen werden anhand einer neu geschaffenen anatomischen Bildserie im Detail dargestellt. Dadurch soll der Übergang von einer rein isolierten Betrachtungsweise zu einem übergreifenden funktionellen Verständnis gefördert werden.

Abstract

The caudal anchoring structures of the spinal cord with its membranes, in particular the spinal dura mater, are braced diversely. Herein, both the spine as well as structures of the pelvic floor are involved. These bracing systems are of great significance in the context of craniosacral techniques. This review summarizes the literature and presents these anchoring structures by means of a newly created series of anatomical images in detail. This should promote the transition from a purely isolated approach to an comprehensive functional understanding.

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Einleitung

Das Filum terminale besteht regulär aus einer Pars pialis und einer Pars duralis. Die Pars pialis, auch als Filum terminale internum bezeichnet, vereinigt sich mit der Dura mater zumeist auf Höhe von S2 (Bandbreite L5 – S3), wobei der Duralsack auf gleicher Höhe oder maximal ein Wirbelsegment darunter endet [5]. Die mit dieser Verschmelzung mit der Dura mater entstandene Pars duralis, auch als Filum terminale externum oder Lig. coccygeale bezeichnet, war in der Vergangenheit schon oft

Präparate

Die zur Dokumentation angefertigten anatomischen Präparate entstammen verschiedenen Konservierungsmethoden. Aufgrund der unterschiedlichen positiven Eigenschaften wurden mit Formaldehyd-Phenol konservierte [2, 12], mit Alkohol-Glycerin konservierte [2] und „frische” Präparate einander gegenübergestellt. Die Präparate stammen von Personen, die ihren Körper vor ihrem Ableben der Sektion für klinisch-funktionelle Anatomie der Medizinischen Universität Innsbruck für Lehr- und Forschungszwecke zur

Dorsales ligamentäres und fasziales Verspannungssystem

Oberflächlich, in den subkutanen Gewebelagen, sind im Bereich der Articulatio sacrococcygea bzw. der Synchondrosis sacrococcygea [7] sowie am kaudalen Ende der Facies dorsalis ossis sacri sehr deutlich die Verflechtungen diverser Strukturfasern zu ersehen (Abb. 1). In diesem Bereich findet sich kein bis sehr wenig subkutanes Fettgewebe. Diese Tatsache erleichtert somit die palpatorische Befundaufnahme der knöchernen Begrenzung des Hiatus sacralis [15] bzw. der Ligg. sacrococcygea dorsalia

Diskussion

Aufgrund des sehr komplexen morphologischen Konstrukts der beschriebenen und präparierten ligamentären Strukturen stellt sich die Frage, inwieweit die sakrokokzygeale Duraanheftung neben der Wechselwirkung von Zug- und Spannungsübertragung in den verschiedenen Bewegungsabläufen in der Wirbelsäule auch an der Funktionalität des Beckenbodens und seines Sphinktersystems beteiligt ist. In den einzelnen speziellen Präparationen lassen sich mannigfaltige Faserkonnexe feststellen. Im nahezu gesamten

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