Schwerpunkt
Evaluation der Effektivität eines Disease Management Programms Diabetes Mellitus in der GKV - Erste Ergebnisse und methodische ÜberlegungenEvaluating the effectiveness of a disease management program diabetes in the German Statutory Health Insurance – First results and methodological considerations

https://doi.org/10.1016/j.zefq.2011.12.007Get rights and content

Zusammenfassung

Ziel der Disease Management Programme (DMPs) in der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist es, „den Behandlungsablauf und die Qualität der medizinischen Versorgung chronisch Kranker zu verbessern“ (§137f, SGB V). Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Gesetzgeber festgelegt, dass in den Programmen umfangreiche Qualitätssicherungsmaßnahmen durchgeführt werden, die Behandlung auf evidenzbasierten Therapieempfehlungen beruht, die Einschreibung der Patienten sowie die Koordination der Programme durch den Hausarzt bzw. DMP-Arzt erfolgt und zur Unterstützung des Selbstmanagements den Patienten Schulungen angeboten werden.

Die vorliegende Studie evaluiert das DMP Diabetes Mellitus Typ II der BARMER. Um das Problem des Selektionsbias zu minimieren, wurde für die Evaluation mittels Propensity Score Matching eine Kontrollgruppe aus administrativen Daten gebildet. Im Vergleich zur Kontrollgruppe weisen DMP-Teilnehmer eine signifikant niedrigere Gesamtmortalität sowie niedrigere Arzneimittel- und Krankenhauskosten auf. Eingeschriebene Patienten hatten auch eine durchschnittlich geringere Anzahl an Krankenhausaufenthalten sowie eine kürzere Dauer der Aufenthalte. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die derzeit in der GKV implementierten DMPs den ursprünglich vom Gesetzgeber intendierten Auftrag, die Versorgung chronisch Kranker zu verbessern, erfüllen.

Summary

Disease management programs (DMPs) were implemented in the German Statutory Health Insurance (SHI) in a nationwide rollout in 2002. The explicit goal of the programs is to improve coordination and quality of care for the chronically ill (Sect. 137f, SGB V). To reach this goal extensive quality assurance measures in the programs are mandatory, enrolment and coordination of care rests with the primary care or DMP physician, treatment is based on evidence-based care guidelines, and patients are offered diabetes education classes to support self-management.

The present study evaluates the DMP diabetes mellitus type II, a nationwide program offered by the BARMER, a German health insurance company. To minimize selection bias we formed a control group of administrative data using a propensity score matching approach. In comparison to the control group DMP participants have a significantly lower mortality rate, and their average drug and hospital costs are reduced. Enrolled patients also had a lower mean number of hospital stays and shorter hospital stays. These results indicate that the programs meet the initial goal of improving the quality of care for the chronically ill.

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Einleitung

Chronische Erkrankungen stellen die Gesundheitssysteme von Industrie- und Entwicklungsländern vor große Herausforderungen. Im Jahr 2025 werden nach Schätzungen der World Health Organization (WHO) rund 300 Millionen Menschen an Diabetes leiden [1]. Aktuelle Schätzungen des Diabetes-Atlas gehen in Deutschland von einer Prävalenz von 12% aus [2]. Die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Erkrankten sowie die durch die Erkrankung verursachten Exzesskosten sind hoch. Beispielsweise werden rund

Studiendesign und Gruppenbildung

Diese Studie untersucht die Effektivität des DMPs Diabetes mellitus Typ II der BARMER im Vergleich zur RV. Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie im Kontrollgruppendesign. Die Kontrollgruppe wird mittels eines Propensity Score Matchings aus administrativen Daten gebildet. Der Beobachtungszeitraum beträgt 3 bis 4 Jahre. Die Einschlusskriterien für die Gruppenbildung sind in Tabelle 1 dargestellt. Ausgeschlossen wurden Versicherte mit einer Einschreibung außerhalb des definierten

Matching-Güte

Nach dem Matching lagen alle standardisierten Differenzen unter 10%. Dies weist darauf hin, dass wir unsere Daten angemessen gepaart haben (Abbildung 2).

Mortalität und Komplikationen

Hinsichtlich des Unterschieds in den Mortalitätsraten zwischen den Gruppen zeigte der McNemar-Test einen signifikanten Unterschied mit 458 verstorbenen Versicherten (2,30%) in der DMP-Gruppe und 935 verstorbenen Versicherten (4,70%) in der RV-Gruppe (statistische Signifikanz bei einem Konfidenzniveau von 97,5%, p < 0,001). Bei Betrachtung der

Diskussion

Diese Studie vergleicht Diabetiker, die in ein DMP Diabetes mellitus Typ II eingeschrieben sind mit solchen, die nicht eingeschrieben sind über einen Evaluationszeitraum von 3 bis 4 Jahren. Dabei ergeben sich für die eingeschriebenen Diabetiker signifikante Vorteile. Die Gesamtmortalität in Jahr 2007 war für DMP-Teilnehmer im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant niedriger. Das Auftreten von Komplikationen, wie z. B. Myokardinfarkt, Schlaganfall, chronische Niereninsuffizienz und Amputation

Acknowledgement

Die Ergebnisse wurden in adaptierter Form im Dezember 2010 in Health Affairs publiziert: Stock S, Drabik A, Büscher G, Graf C, Ullrich W, Gerber A, Lauterbach KW, Lüngen M: German diabetes management programs improve quality of care and curb costs. Health Aff (Millwood). 2010 Dec;29(12):2197-205.

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