Schwerpunkt
Auswirkungen der |A|B|S|-Fortbildungsinitiative auf die |A|B|S|-Strukturqualität teilnehmender KrankenhäuserImpact of an |A|B|S|-training initiative on |A|B|S|-structural quality of participating hospitals

https://doi.org/10.1016/j.zefq.2015.09.021Get rights and content

Zusammenfassung

Die deutsche ABS-Fortbildungsinitiative der DGI (www.antibiotic-stewardship.de) ist eine mehrwöchige Fortbildungsreihe für Krankenhausärzte und -apotheker, die neben Fortbildungseinheiten zu Antiinfektiva, Infektiologie und ABS-Strategien u.a. ein Praktikum zur Umsetzung erster ABS-Maßnahmen im eigenen Krankenhaus beinhaltet und damit zum ABS-Experten zertifiziert. Die Fortbildungsinitiative wurde von 2009 bis Ende März 2014 vom Bundesministerium für Gesundheit im Rahmen der deutschen Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART) gefördert. Mittels einer Umfrage bei den in diesem Zeitraum zertifizierten Fortbildungsteilnehmern (n = 281) sollten die Auswirkungen dieser Fortbildungsinitiative auf die ABS-Strukturqualität in den Entsendekrankenhäusern ermittelt werden. Eine Analyse wurde für die 92 Krankenhäuser vorgenommen, für die sowohl Erst- als auch Folgefragebögen verfügbar waren. Die Fragebögen wurden mittels GrafStat (V.4.255 Ausgabe 2012) pro Krankenhaus ausgewertet. Nach erfolgreicher Fortbildungsteilnahme wurden signifikant mehr Teilnehmer (40 von 92) zum ABS-Beauftragten (+22%) ernannt und ein Surveillance-Report zu Antibiotikaverbrauchsdaten war in mehr (54 von 92, +20%) Entsende-Krankenhäusern (vorher 34) einsehbar. Die Darstellung der Verbrauchsdaten als Anwendungsdichte in Form von Tagesdosen (DDD oder RDD/100 Pflegetage) erfolgte dabei häufiger (+35%) als vor der Kursteilnahme (7 Krankenhäuser). Die Anzahl der Entsende-Krankenhäuser, die Antibiotikavisiten auf Intensivstationen durchführten, hat sich von 54 (60%) auf 71 (78%) erhöht; diejenigen, die Visiten auch auf Normalstationen durchführten, von 28 (31%) auf 53 (58%). Die Anzahl der Krankenhäuser, die über hausinterne Leitlinien verfügten, hatte sich von 36 (39%) auf 52 (57%) erhöht. Durch die ABS-Fortbildungsinitiative konnte die Strukturqualität im Sinne der Ernennung zum ABS-Beauftragten bzw. des ABS-Teams, von Surveillancedaten zum Antibiotika-Verbrauch, die Durchführung von “Antibiotika-Visiten” und die Verfügbarkeit lokaler Leitlinien verbessert werden. Einige Bereiche wurden identifiziert, in denen weiterer Optimierungsbedarf besteht. Zu berücksichtigen sind die relativ kurze Zeit zwischen Erst- und Folgebefragung sowie die noch immer knappen Personal- bzw. zeitlichen Ressourcen.

Summary

The “ABS-training initiative” was funded by the German Ministry of Health as part of the German Antimicrobial Resistance Strategy (Deutsche Antibiotika-Resistenz-Strategie, DART) from 2009 until early 2014. The initiative was designed for clinicians and clinical pharmacists and contains several training units covering antiinfectives, infectious diseases and ABS strategies including the conduction of a research project at the participants’ hospital. Participants who complete the four-weeks training initiative will become a certified “ABS Expert”. 281 ABS Experts were asked to take part in a survey (staff for ABS, surveillance data about agents and consumption, ABS activity) to estimate the influence of the ABS-training initiative on the ABS-structural quality. The evaluation was performed using GrafStat (V 4.255), statistical software package for the evaluation of surveys. Ninety-two ABS Experts representing 92 hospitals participated in a questionnaire-based survey before and after completing the training initiative. Forty (44 %) hospitals appointed an ABS representative (+22 %) after completing the training initiative. Antibiotic surveillance data available as a report increased from 34 (40 %) to 54 (60 %) and correct data presentation (DDD or RDD/100 days) from 7 (8 %) to 40 (43 %). Proactive auditing of antiinfective prescribing improved from 54 (60 %) to 71 (78 %) in intensive care units, and from 28 (31 %) to 53 (58 %) on normal wards. Availability of local guidelines increased from 36 (39 %) to 52 (57 %). The “ABS Training Initiative” had a positive impact on ABS-structural quality regarding nomination of ABS-teams, surveillance data of antibiotic consumption, implementation of proactive auditing of antiinfective prescribing and availability of local guidelines. However, there is optimization potential in many sectors. The short time period between pre- and post-assessment and the ongoing personnel or time constraints need to be taken into account.

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Hintergrund

Die ABS-Fortbildungsinitiative ist eine mehrwöchige Fortbildungsreihe für Krankenhausärzte und -apotheker, die neben wöchentlichen Kurseinheiten zu Antiinfektiva, Infektiologie und ABS-Strategien ein Praktikum (ABS Expert-Arbeit) zur Umsetzung erster ABS-Maßnahmen im eigenen Krankenhaus beinhaltet und mit der Zertifizierung zum ABS-Experten abschließt [1]. Ziel der deutschlandweiten ABS-Fortbildungsinitiative ist es, einen sachgemäßen Umgang mit Antibiotika im Krankenhaus zu unterstützen. Von

Methodik

Mithilfe von GrafStat V. 4.290 Ausgabe 2010 wurde eine Online-Befragung auf der ABS-Homepage erstellt. Im ersten Teil des Fragebogens (Part A: Strukturelle Voraussetzungen zur Durchführung von ABS-Programme im Krankenhaus) wurden die personellen Voraussetzungen hinsichtlich Verfügbarkeit und Zusammensetzung von Fachpersonal zur Durchführung von ABS-Programmen sowie die Aufgaben und Tätigkeiten eines ABS-Teams bzw. ABS-Experten erfragt. Im zweiten Teil (Part B: Hilfsmittel (sog. „ABS-Tools“),

Ergebnisse

In der Förderperiode wurden 281 Fortbildungsteilnehmer (Stand Ende März 2014) aus 256 Entsende-Krankenhäuser zum ABS-Experten zertifiziert (1,01 pro KH). Es evaluierten 92 (33%) Teilnehmer ihr Entsende-KH hinsichtlich ABS-Strukturqualität vor Beginn der Fortbildungskurse sowie nach Zertifizierung zum ABS-Experten. Durchschnittlich benötigte jeder ABS-Experte 18 (3-47) Monate bis zur Zertifizierung. Evaluierte Entsende-Krankenhäuser verteilten sich mit 27%, 31% und 35% auf die

Diskussion

Die Ergebnisse einer ersten Umfrage 2010/2011 bei 134 Kursteilnehmern vor dem ersten Kursmodul zeigten, dass es in den Krankenhäusern v.a. an fachlich qualifiziertem Personal und an verfügbaren hausinternen Empfehlungen zur antimikrobiellen Therapie fehlt, um ABS-Programme zu entwickeln und durchzuführen [1]. Diese Einschätzung bestätigten die Teilnehmer der evaluierten 92 Entsendekliniken, die sich nach erfolgreichem Kursabschluss innerhalb der Förderperiode zum ABS-Experten zertifizieren

Fazit

Die Ergebnisse der Umfrage weisen neben Erfolgen der ABS-Fortbildungsinitiative auch auf große Herausforderungen hin, wie die notwendige Zurverfügungstellung von Fachpersonal. Zu berücksichtigen ist hier jedoch die relativ kurze Zeit zwischen Erst- und wiederholter Befragung nach Zertifizierung zum ABS-Experten von durchschnittlich 18 Monaten. Aus diesem Grund ist geplant, die Umfrage in einem zeitlichen Abstand von 2 Jahren nach Zertifizierung erneut durchzuführen.

Interessenskonflikte

Die Autoren geben keine Interessenskonflikte an.

Literatur (9)

  • W. Kern et al.

    Fortbildungsinitiative Antibiotic Stewardship für Krankenhausärzte und –apotheker

    Krankenhaushygiene up2date

    (2012)
  • S3-Leitlinie: Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus (AWMF-Registernummer 092/001),...
  • P. Howard et al.

    An international cross-sectional survey of antimicrobial stewardship programmes in hospitals

    J Antimicrob Chemother

    (2015 Apr)
  • M.L. Avent et al.

    Antimicrobial stewardship activities: a survey of Queensland hospitals

    Aust Health Rev.

    (2014 Nov)
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1

ehemalige Mitarbeiterin

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