Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9 - PW_227
DOI: 10.1055/s-0028-1088463

Palliative Sedierung in der pädiatrischen Palliativmedizin

M Kuhlen 1, U Richter 1, K Schneider 1, S Balzer 1, G Janßen 1
  • 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Kinder-Onkologie, Düsseldorf

Einleitung: Sedierend wirkende Medikamente sind bei Patienten mit therapierefraktären Symptomen eine palliative Therapieoption zur Linderung unerträglichen Leids. Indikationen bei Erwachsenen sind agitiertes Delir, Atemnot, stärkste Schmerzen, Angst, akute Blutungen sowie Übelkeit und Erbrechen. Daten zu Indikationen und Vorgehen bei pädiatrischen Patienten sind rar. Wir berichten über zwei Kinder, bei denen in der Terminalphase eine palliative Sedierung zur Symptomkontrolle erforderlich wurde. Kasuistik: 1 14-jährige Patientin mit multifokalem Ewing Tumor mit Metastasen im Skelettsystem, der Lunge/Pleura, dem Mediastinum und beidseitigen Pleuraergüssen. In der Palliativsituation entwickelte die Patientin eine massive, therapierefraktäre Dyspnoe und obere Einflussstauung. In Absprache mit der Patientin und ihren Eltern erfolgte eine palliative Sedierung. Eine Kombination aus Midazolam-Boli und eine 20%ige Steigerung der Morphindosis waren unzureichend, so dass eine kontinuierliche Midazolam-Gabe erforderlich wurde. Zur Dosisfindung erfolgte eine Titration am Effekt. Kasuistik 2: Knapp 7-jähriger Patient mit thorakalem, malignen peripheren Nervenscheidentumor bei Neurofibromatose Typ I. Infolge eines ausgedehnten Rezidivs im Bereich des Mediastinums mit Ummauerung der großen Gefäße und Trachea sowie Tracheakompression litt er unter zunehmender Sekretretention und massiver Atemnot. Beide Symptome zeigten sich in der Terminalphase therapierefraktär. Mittels Ketanest-Boli konnte zunächst eine Bronchodilatation und Linderung der Symptomatik erzielt werden. Aufgrund zunehmender Sekretion im Oropharynx erfolgte eine Umstellung auf Midazolam-Dauerinfusion, unter der die Symptomatik kontrolliert werden konnte. Schlussfolgerung: Palliative Sedierung mit dem Ziel unerträgliches, therapieresistentes Leid zu lindern ist auch in der pädiatrischen Palliativmedizin eine effektive, situativ steuer- und kontrollierbare Therapieoption zur Symptomkontrolle in der Lebensendphase. Sie stellt immer eine Einzelfallentscheidung dar und bedarf hoher medizinischer Kompetenz, guter Kommunikation zwischen allen Beteiligten und einer lückenlosen Dokumentation.