Suchttherapie 2011; 12 - S6_05
DOI: 10.1055/s-0031-1284504

Trinkmotive von Jugendlichen

M Wurdak 1, J Wolstein 1
  • 1Universität Bamberg, Bamberg

Fragestellung: Aus welchen Motiven trinken Jugendliche Alkohol? Gibt es Unterschiede zwischen Hoch- und Niedrigrisikokonsumenten? Welche Trinkmotive geben Jugendliche an, die schon einmal aufgrund einer Alkoholintoxikation stationär behandelt worden sind? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Motivlage der Jugendlichen und der Wirksamkeit einer Kurzintervention am Krankenbett? Methodik: Es werden Ergebnisse aus 2 Studien vorgestellt: Bei 38 Jugendlichen wurden im Längsschnitt Trinkmotive und Alkoholkonsum anhand täglicher Online-Tagebucheinträge über 4 Wochen erhoben (3). Im Rahmen einer Katamneseuntersuchung wurden bislang 97 Teilnehmer nach stationärer Behandlung wegen Alkoholintoxikation (Projekt „HaLT – Hart am Limit“) zu ihren Trinkmotiven befragt. Beide Erhebungen erfolgten mithilfe des Drinking Motive Questionnaire Revised (DMQ-R; 1), der in Europa und Amerika als reliables und valides Instrument gilt, um Trinkmotive von Jugendlichen zu erfassen (2). Ergebnisse: Jugendliche trinken im Allgemeinen aufgrund von positiven Motiven (Verstärkungs- und soziale Motive). Hochriskant konsumierende Jugendliche trinken signifikant häufiger aus internen Motiven (Bewältigungs- und Verstärkungsmotiven) als Niedrigrisikokonsumenten. Eine vorläufige Auswertung der Daten der Katamnesestudie kommt zu dem Ergebnis, dass 18% der Jugendlichen, die aufgrund einer Alkoholintoxikation stationär behandelt worden sind, in die Gruppe der Bewältigungstrinker und die restlichen 66% in die Gruppe der Verstärkungstrinker eingeordnet werden können. Eine Analyse des Zusammenhangs zwischen Motivlage der Jugendlichen und Wirksamkeit der Kurzintervention („HaLT“-Projekt) erfolgt nach Abschluss der Datenerhebung. Schlussfolgerung: Da Risikokonsumenten v.a. aus Bewältigungs- oder Verstärkungsmotiven trinken, sollten Präventionsprogramme spezifisch auf diese internen Motive eingehen und die individuellen Bedürfnisse und Problemlagen beider Gruppen berücksichtigen (4).

Literatur: 1: Cooper, M. L. (1994). Motivations for Alcohol Use Among Adolescents: Development and Validation of a Four-Factor Model. Psychological Assessment, 6 (2), 117-128. 2: Kuntsche, E., Knibbe, R., Gmel, G., Engels, R. (2006). Replication and Validation of the Drinking Motive Questionnaire Revised (DMQ-R, Cooper, 1994) among Adolescents in Switzerland. European Addiction Research, 12, 161-168. 3: Wurdak, M., Dörfler, T., Eberhard, M., Wolstein, J. (2010). Tagebuchstudie zu Trinkmotiven, Affektivität und Alkoholkonsum bei Jugendlichen. Sucht, 56 (3-4), 175-182. 4: Wurdak, M., Wolstein, J. (2011). Motive zum Rauschtrinken. In: G. Bartsch, R. Gaßmann (Hrsg.). Generation Alkopops – Jugendliche zwischen Marketing, Medien und Milieu. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag (S. 37-47).