Z Gastroenterol 2012; 50 - K386
DOI: 10.1055/s-0032-1324320

Verhindert die Omentumplastik Anastomoseninsuffizienzen in der colorektalen Chirurgie? – Ein systematisches Cochrane Review

F Herrle 1, T Schattenberg 2, S Post 1, P Kienle 1
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Germany
  • 2Universitätsmedizin Mannheim, Orthopädisch- Unfallchirurgisches Zentrum, Mannheim, Germany

Einleitung: Seit mehr als 100 Jahren wird die Omentumplastikin der kolorektalen Chirurgie eingesetzt. Empirische Daten deuten auf einen protektiven Effekt in Bezug auf Entwicklung von Anastomoseninsuffizienzen.

Ziele: Primäre Fragestellung war, ob und in welchen Patientengruppen die Omentumplastik Anastomoseninsuffizienzen nach kolorektalen Resektionen verhindern kann.

Methodik: Ein systematisches Cochrane Review wurde durchgeführt. Die Literatursuche erfolgte in Embase, Medline, Web of Science, im Cochrane Central Register of Controlled Trials, der CINHAL- und LILACS-Datenbank und im Literaturverzeichnis der eingeschlossenen Studien. Es wurden auschließlich randomisierte kontrollierte Studien ausgewählt, in denen Patienten mit kolorektalen Resektionen plus Omentumplastik gegenüber Resektionen ohne Omentumplastik verglichen wurden. Die Meta-Analyse der Endpunkte erfolgte mit dem random effects Modell.

Ergebnis: Drei RCTs mit 943 analysierten Patienten und 73 Ereignissen einer Anastomoseninsuffizienz wurden eingeschlossen. Alle eingeschlossenen Studien hatten deutliche methodische Einschränkungen. Die Meta-Analyse ergab eine ungenaue aber relevante protektive Wirkung der Omentumplastik hinsichtlich Auftreten klinisch symptomatischer Anastomoseninsuffizienzen (RR 0,37, 95%-KI [0,17; 0,83]). Darüber hinaus wurde ein Trend zu weniger Anastomoseninsuffizienzen nach Omentumplastik (RR 0,51, 95%-KI [0,24; 1,05]), aber kein Unterschied in der Rate radiologisch definierter, asymptomatische Anastomoseninsuffizienzen (RR 0,77, 95%-KI [0,41; 1,44 ]) festgestellt. Die Anlage einer Omentumplastik führte nicht zu spezifischen Komplikationen.

Schlussfolgerung: Die Omentumplastik hat vermutlich einen protektiven Effekt hinsichtlich der Entstehung kolorektaler Anastomoseninsuffizienzen. Die Meta-Analyse ergab eine klinisch und statistisch relevante Reduktion des relativen Risikos von 63% (RR 0,37 95%-KI [0,17; 0,83]) für klinisch symptomatische Anastomoseninsuffizienzen. Da das Bias-Risiko der eingeschlossenen Studien aber hoch war und zudem die größte verfügbare Studie keinen Effekt protektiven Effekt zeigte, ist eine generelle Empfehlung für eine Omentumplastik aus dieser Analyse nicht ableitbar.