Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 826
DOI: 10.1055/s-0038-1667792
Beiträge am Freitag, 14.09.2018
Vorträge
Versorgungsforschung, Gesundheitssystemforschung und Gesundheitsökonomie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perspektiven von Patienten nach einem prolongierten Aufenthalt auf Intensivstation bezüglich einer Intensiv-Nachsorgeambulanz: eine qualitative Interviewstudie

C Bernardi
1   Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg, Deutschland
,
A Weiß
1   Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg, Deutschland
,
S Brandstetter
1   Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg, Deutschland
,
M Brandl
1   Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg, Deutschland
,
S Blecha
2   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Anästhesiologie, Regensburg, Deutschland
,
T Bein
2   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Anästhesiologie, Regensburg, Deutschland
,
C Apfelbacher
1   Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Ein prolongierter Aufenthalt auf Intensivstation führt häufig zu körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen, welche unter dem Begriff „Post Intensive Care Syndrom“ (PICS) zusammengefasst werden. Das PICS geht mit einer erhöhten Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und einer verminderten Lebensqualität einher. Ziel der Studie war, die Versorgungsbedürfnisse von Personen nach prolongiertem Intensivaufenthalt und die Notwendigkeit einer Intensiv-Nachsorgeambulanz zu explorieren.

Methoden:

Die Erhebung erfolgte mittels leitfadengestützter Interviews mit ehemaligen Patientinnen/Patienten, die ≥5 Tage auf einer Intensivstation behandelt wurden. Der Interviewleitfaden beinhaltete Fragen zum Versorgungsbedarf, zur Versorgungsoptimierung und zur möglichen Nutzung einer Intensiv-Nachsorgeambulanz. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet, wörtlich transkribiert und computergestützt inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse:

Es wurden 10 Interviews durchgeführt (6 Männer, 4 Frauen). Die Teilnehmer beschreiben häufig einen Bedarf an psychologischer Unterstützung für sich selbst und ihre Angehörigen. Sie berichteten von einem Mangel an Informationen bezüglich Spätfolgen der Intensivbehandlung. Zur Verbesserung der Versorgung wurde häufig ein fester Ansprechpartner gewünscht. Manche bevorzugten eine hausärztliche Versorgung gegenüber einer Nachsorgeambulanz aufgrund der örtlichen Nähe zur Wohnstätte.

Schlussfolgerungen:

Die vorläufigen Ergebnisse der Interviews zeigen, dass eine Intensiv-Nachsorgeambulanz psychologische Unterstützung für die ehemaligen Patienten und deren Angehhörigen anbieten sollte. Es sollten Experten zur Beantwortung von behandlungsspezifischen Fragen und ein fester Ansprechpartner ab dem Zeitpunkt der Entlassung von der Intensivstation zur Verfügung stehen. Die Perspektiven der Patienten können helfen, eine patientenorientierte Intensiv-Nachsorgeambulanz zu entwickeln.