Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11(1): 18-25
DOI: 10.1055/s-0029-1223482
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Palliativmedizinische Lehre in Deutschland

Bestandsaufnahme an den medizinischen Fakultäten 2009Undergraduate Medical Education in Palliative Medicine in GermanyReport of 2009A.  Laske1 , 2 , I.  Dietz3 , 4 , B.  Ilse5 , F.  Nauck6 , F.  Elsner7
  • 1Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universität Greifswald
  • 2SANA Krankenhaus Bergen auf Rügen
  • 3Klinik für Anaesthesiologie der Technischen Universität München
  • 4Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin der Ludwig-Maximilian-Universität München
  • 5Universität Jena
  • 6Abteilung Palliativmedizin, Zentrum Anaesthesiologie-, Rettungs- und Intensivmedizin der Universität Göttingen
  • 7Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen Universität
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Publication Date:
26 February 2010 (online)

Zusammenfassung

Einführung Palliativmedizin ist offiziell seit dem 1.8.2009 als neu geschaffener Querschnittsbereich, Pflichtlehr- und Prüfungsfach an allen medizinischen Fakultäten in Deutschland. Damit erhält die studentische Ausbildung in Palliativmedizin eine solide Grundlage, die ihr bisher fehlte. Doch wo stehen wir zurzeit? Methodik Durch Umfragen unter allen 36 medizinischen Studiendekanaten in den Jahren 2006 und 2008 sowie gezielte Kontakte zu Studierenden und Dozenten, konnte die AG Palliativmedizin der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V. (bvmd), eine bisher einzigartige Übersicht zum Stand der palliativmedizinischen Lehre erstellen. Ergebnisse Im Gegensatz zu den Ergebnissen aus dem Jahr 2006, sind inzwischen an allen 36 Fakultäten palliativmedizinische Themen in die Lehre integriert. Aktuell sind 4 Lehrstühle für Palliativmedizin besetzt und 6 Universitäten bieten Pflichtkurse an. Schlussfolgerungen Die Lehre in Palliativmedizin ist zurzeit noch sehr uneinheitlich strukturiert. Eine möglichst umfangreiche und professionell koordinierte Lehre ist für alle Studierenden anzustreben. Dies sollte im Zusammenspiel mit den vorhandenen palliativmedizinischen Infrastrukturen, beispielsweise in Anlehnung an das Curriculum zu Grundlagen der Palliativmedizin für Studierende der Medizin der DGP (Stand 08 / 09) geschehen.

Abstract

Introduction Since August 2009 Palliative Care has become a mandatory subject at each medical school in Germany. Thus undergraduate education in palliative medicine has got a solid basis which was missing up to now. However, issues of implementing palliative medicine may arise now. Methods By repeated surveys at all 36 medical schools between 2006 and 2008 as well as by personal contacts to students and lecturers the working group on palliative medicine of the German Medical Students' Association (bvmd) was able to create a comprehensive overview of the state of undergraduate medical education in palliative medicine. Results In contrast to the results from 2006 in the following years all 36 faculties have integrated palliative medicine in their curricula. Currently four chairs of palliative medicine exist and six universities offer palliative medicine as a mandatory subject. Conclusion Now an extensive and well structured education in palliative medicine for all students is paramount. A curriculum in palliative medicine for undergraduate medical education has been re-edited recently by the Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) and may support establishing high quality education in this new mandatory subject.

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Alexander Laske

Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Greifswald

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