Z Geburtshilfe Neonatol 2010; 214(5): 188-197
DOI: 10.1055/s-0030-1267212
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kosten und Erlöse für eine Geburt in Deutschland

Eine Analyse auf der Basis der Daten des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK).Costs and Revenues for a Birth in GermanyAn Analysis on the Basis of Data from the Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK).T. Schwenzer1 , C. Schwenzer2
  • 1Frauenklinik Klinikum Dortmund
  • 2Health Care Management Institute, International University Schloss Reichartshausen, Oestrich-Winkel
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eingereicht 29.06.2010

angenommen nach Überarbeitung 18.08.2010

Publication Date:
28 October 2010 (online)

Zusammenfassung

Einleitung Anhand der Daten des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus lassen sich die Kosten und die Erlöse für Geburten in Deutschland gegenüber stellen. Das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) veröffentlicht die Kosten in jeder Diagnosis Related Group (DRG) auf der Basis der in den Kalkulationshäusern ermittelten Kostendaten. Diese Daten beziehen sich nur auf sogenannte Normallieger zwischen oberer und unterer Grenzverweildauer. Für Kurz- und Langlieger werden keine Daten veröffentlicht. Neben den Kostendaten veröffentlicht das InEK auch die Fallmengen, die in jeder DRG abgerechnet werden. Es handelt sich um eine Vollerhebung. In Kenntnis der landesweiten Basisfallwerte und der gültigen Relativgewichte lassen sich die mittleren Fallerlöse ermitteln. Die Erlöse sind dabei von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Im Untersuchungszeitraum waren darüber hinaus auch noch die krankenhausspezifischen Erlöse wegen der auf Krankenhausebene vereinbarten Basisfallwerte unterschiedlich. Die Fallgewichte sind bundeseinheitlich und werden für alle DRGs ebenso wie die insgesamt abgerechneten Fälle veröffentlicht. Auch bei den Erlösdaten liegen keine exakten Daten für Kurzlieger bzw. Langlieger vor.

Material und Methode: Anhand der Daten der DRG-Report-Browser des InEK der Jahre 2005/2007–2007/2009 wurden die mittleren Kosten für die Geburt insgesamt, die vaginale Geburt und die Sectio caesarea ermittelt. Die Kurz- und Langliegerkosten wurden mittels einer Szenariotechnik abgeschätzt. Die Erlöse wurden anhand der vom InEK für die Jahre 2005–2007 veröffentlichten Fallpauschalenkataloge und der landesweiten Basisfallwerte ermittelt. Erlöse für Kurz- und Langlieger mussten wiederum abgeschätzt werden. Die in den Kalkulationshäusern ermittelten Kosten bilden jeweils die Grundlage für die Bestimmung der Fallgewichte 2 Jahre später. Durch den Vergleich mit den Geburtendaten des Statistischen Bundesamtes konnte ermittelt werden, dass die Daten des InEK eine nahezu vollständige Abbildung der Geburtshilfe in Deutschland liefern.

Ergebnisse: Gegenüber dem mittleren Basisfallwert über alle Bundesländer liegen die Kosten auf der Basis 2005 in allen Bundesländern höher als die Erlöse. Selbst in dem Bundesland Rheinland-Pfalz mit dem höchsten Landesbasisfallwert halten sich Kosten und Erlöse gerade eben die Waage. Nur unter Berücksichtigung einer Kostendegression von 2005 bis 2007 sind Kosten und Erlöse 2007 bundesweit in der Balance. In Ländern mit niedrigem Landesbasisfallwert sind die Erlöse geringer als die Kosten. Die vorliegenden Daten zeigen, dass der Rationalisierungsdruck in der Geburtshilfe auf den deutschen Krankenhäusern sehr hoch ist. Kostenvergleiche mit anderen Ländern sind kaum sinnvoll möglich, da die Strukturen extrem stark variieren. In Deutschland beziehen sich die vorgelegten Daten ausschließlich auf laufende Betriebskosten, während in anderen Ländern überwiegend auch die Investitionen aus den laufenden Erlösen bestritten werden müssen.

Abstract

Introduction Based on the data of the Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) cost and revenue data for deliveries in Germany can be compared. The InEK calculates the cost data for each individual diagnosis-related group (DRG) on the basis of those hospitals that deliver their individual cost data, so-called “Kalkulationshäuser”. The InEK only publishes data for patients with standard lengths of stay. It does not deliver data for short- and long-stay patients. Beside these cost data, the InEK publishes the nationwide case volume for each DRG. Having a knowledge of the individual base rate (Landesbasisfallwert), which differs from province (Bundesland) to province and, in addition, the nationwide case weight for each DRG, the average revenues for deliveries in general, vaginal deliveries, and Cesarean sections can be calculated. These revenue data differ not only from province to province, but from hospital to hospital because of the individual hospital-specific base rates.

Materials and Methods: The average costs for a delivery in general, a vaginal delivery, and a Cesarean section were calculated on the basis of the DRG Report Browsers 2005/2007–2007/2009 published by the InEK. The costs for short- and long-stay patients were estimated on the basis of a scenario technique. The revenues were calculated on the basis of the published DRG catalogues, which supply individual case weights, and the county-wide base rate. Short- and long-stay revenues again had to be estimated by a scenario technique. In every DRG the cost data create the basis for the case weight two years later.

Results: In relation to the average base rate over all provinces the 2005 costs are higher than the revenues in each province. Even in Rhineland-Palatinate, the county with the highest base rate, costs and revenues are at par. Only the declining costs from 2005–2007 balance the costs and revenues nationwide. But in provinces with low base rates the revenues stay lower than costs. These data demonstrate the pressure of rationalisation on German perinatal medicine and their hospitals. Cost and revenue comparisons with other countries are of lesser interest. Most countries have totally different systems for financing hospitals. In Germany, the published data show only the running costs financed by public and private health-care insurances. Infrastructure costs are financed by the government. In other countries not only the running costs but also the investment costs must be financed by running revenues too.

Literatur

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Thomas SchwenzerMBA 

Gesundheitsökonom (EBS)

Direktor der Frauenklinik

Klinikum Dortmund gGmbH

Beurhausstraße 40

44137 Dortmund

Email: thomas.schwenzer@klinikumdo.de

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