Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A018
DOI: 10.1055/s-0031-1272374

Protektive Faktoren wie Kohärenzgefühl und soziale Unterstützung beeinflussen den psychosozialen Stress vor solider Organtransplantation

Y Erim 1, MB Beckmann 1, S Beckebaum 2, W Senf 1
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Essen, LVR-Klinikum Essen, Institut der Universität Duisburg-Essen
  • 2Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinikum Essen

Die Indikation einer Organtransplantation stellt für viele Patienten ein belastendes Lebensereignis dar, welches durch psychische Belastung, vor allem Angst und Depression, gekennzeichnet ist. Bei der Bewältigung von Stressoren erwiesen sich protektive Faktoren als Ressource zur Stabilisierung der psychischen Gesundheit. Von August 2005 bis Oktober 2007 konnten insgesamt 314 Patienten konsekutiv zum Zeitpunkt der psychosomatischen Evaluation vor einer soliden Organtransplantation hinsichtlich gesundheitsbezogener Lebensqualität (SF–36), Angst und Depression (HADS) sowie Kohärenzgefühl (SOC) und sozialer Unterstützung (F-SozU) untersucht werden. Depressivität war signifikant erhöht (p< .001), Angst im Normbereich. Psychische und körperliche Lebensqualität waren signifikant reduziert (p< .001). Die Organgruppen unterschieden sich lediglich bezüglich körperlicher Lebensqualität signifikant voneinander (F=17,6; p< .001), wobei Lungenpatienten die niedrigste und Nierenpatienten die höchste körperliche Lebensqualität aufwiesen. Mittels der signifikanten Prädiktoren Kohärenzgefühl und sozialer Unterstützung ließen sich die Ausprägung der Depressionssymptomatik und der psychischen Lebensqualität mit einer Varianzaufklärung von 32% bzw. 27% vorhersagen. Protektive Faktoren wie das Kohärenzgefühl und soziale Unterstützung sollten in der präoperativen Phase evaluiert werden, um Transplantationspatienten einer bedarfsorientierten psychosozialen Unterstützung zuführen zu können.