Ultraschall Med 2012; 33 - A1004
DOI: 10.1055/s-0032-1322747

Hydrostatische Behandlung der ileokolischen Invagination unter besonderer Berücksichtigung der Analgosedierung

M Stenzel 1, HJ Mentzel 1, C Baier 2, K Günther 3
  • 1Sektion Pädiatrische Radiologie, Zentrum für Radiologie, Universitätsklinikum der FSU, DE Jena
  • 2Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum der FSU, DE Jena
  • 3Sektion Neonatologie und Intensivmedizin, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum der FSU, DE Jena

martin.stenzel@med.uni-jena.de

Ziel:

Die ileokolische Invagination gehört zu den häufigsten abdominellen Notfällen bei Säuglingen und Kleinkindern. Sie muss umgehend behandelt werden, um Komplikationen, in erster Linie die Darmischämie, zu verhindern. Es gibt zwei gebräuchliche Behandlungsmethoden: die hydrostatische/pneumatische Desinvagination und die chirurgische offene Desinvagination. Nationale Leitlinien empfehlen zuerst die nichtchirurgischen Verfahren, möglichst ohne Einsatz ionisierender Strahlen. Neueste Daten an über 1200 Kindern in Deutschland zeigten die höchste Erfolgsrate bei pneumatischer Desinvagination, welche jedoch nur noch relativ selten durchgeführt wird. Ziel der vorliegenden Studie sollte es sein, die eigene Erfolgsrate retrospektiv zu überprüfen und mögliche Einflussfaktoren zu bestimmen.

Patienten und Methode:

Von 05/2009 bis 02/2012 wurden 18 Säuglinge und Kinder im Alter von 0 bis 8 Jahren mit der Diagnose „Ileokolische Invagination“ unter sonographischer Kontrolle hydrostatisch behandelt. Anamnese, klinische Untersuchung, Technik, Sedierung und Erfolgsrate wurden retrospektiv systematisch analysiert.

Ergebnisse:

Es wurden bei 18 Patienten (7 weiblich, 11männlich; Durchschnittsalter 2,1 Jahre; 7 Säuglinge) insgesamt 22 Desinvaginationen durchgeführt. Bei einem Knaben kam es dreimalig, bei einemMädchen einmalig zu einer Reinvagination. Die Gesamtrate der erfolgreichen Behandlungen lag bei 77%. In tiefer Analgosedierung (Midazolam und Ketamin i.v.) auf der pädiatrischen Intensivstation lag die Erfolgsrate bei 9 Behandlungen bei 100%. Unter leichter Sedierung (Midazolam i.v.) auf der kinderchirurgischen peripheren Station lag die Erfolgsrate bei 13 Behandlungen bei lediglich 62%. Der Behandlungsort erfolgte unabhängig von Erkrankungsdauer und -schweregrad. 5 Patienten wurden operiert. Bei zwei von diesen musste bei Darmgangrän eine Ileozökalresektion durchgeführt werden.

Schlussfolgerung/Summary:

Die Erfolgsrate der Desinvaginationen scheint bei der kleinen Patientengruppe der Autoren eine Abhängigkeit von der Tiefe der Analgosedierung zu zeigen. Prospektive Studien an einer statistisch signifikanten Patientenzahlsollten den Einfluss der Sedierungs- und Analgesierungstiefe berücksichtigen.