Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A250
DOI: 10.1055/s-0032-1323413

Organisationsbezogene Versorgungsforschung in der Onkologie

H Pfaff 1, C Kowalski 1
  • 1Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Humanwissenschaftlichen Fakultät und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln (IMVR), Köln

Onkologische Versorgungsforschung (VF) ist problemorientierte, fachübergreifende Forschung, die die Versorgung in der Onkologie und ihre Rahmenbedingungen beschreibt, erklärt, darauf aufbauend Versorgungskonzepte entwickelt, die Umsetzung dieser Konzepte begleitend erforscht und unter Alltagsbedingungen evaluiert. Vor dem Hintergrund der Etablierung neuer Formen der Versorgungsorganisation, z.B. der Einrichtung von Organkrebszentren, kommt der Organisationsforschung innerhalb der onkologischen VF eine wachsende Bedeutung zu. In diesem Beitrag werden klassische Konzepte der Organisationsforschung vorgestellt und diskutiert, welche theoretischen und methodischen Grundlagen zum Verständnis komplexer Versorgungsorganisationen erforderlich sind. Mittels konkreter Beispiele aus der nationalen und internationalen Forschung sollen derzeitiger Stand und Zukunft der organisationsbezogenen VF in der Onkologie skizziert werden. Während die ergebnis- und theoriebasierte Entwicklung sinnvoller Konzepte und Interventionen relativ weit fortgeschritten ist, mangelt es nach wie vor an analytischen Arbeiten zum Verständnis der Funktionsfähigkeit von Versorgungsorganisationen. Sowohl bei der begleitenden Evaluation im Hinblick auf Implementierungs- und Umsetzungsprobleme als auch bei der summativen Evaluation der Effectiveness neuer Konzepte wird forschungskonzeptioneller Nachholbedarf deutlich. Zur Beantwortung der Frage, ob und unter welchen Rahmenbedingungen neue Formen der Versorgungsorganisation die gewünschten Resultate liefern können, sind forschungsseitig erhebliche Anstrengungen erforderlich. Neben einer verstärkten Kooperation bereits existierender Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen (beispielsweise Register, Universitäten, Befragungsinstitute) ist aus unserer Sicht die konzeptionelle Weiterentwicklung der Begleitevaluation auf der Grundlage innovativer Studiendesigns wünschenswert, die eine datengestützte, multiperspektivische Organisationsdiagnostik ermöglichen.