Gesundheitswesen 2013; 75 - A26
DOI: 10.1055/s-0033-1354019

Bildungsunterschiede im Tabakkonsum und Ausstiegsverhalten junger Erwachsener: Ergebnisse der Studie ‚Gesundheit in Deutschland aktuell‘ (GEDA) 2009 und 2010

B Kuntz 1, J Hoebel 1, T Lampert 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Hintergrund: Studien zum Tabakkonsum von Jugendlichen zeigen, dass Gymnasiastinnen und Gymnasiasten seltener rauchen als Schülerinnen und Schüler anderer Schulformen. Der Vortrag untersucht, inwieweit sich Bildungsunterschiede im Rauchverhalten auch im jungen Erwachsenenalter abzeichnen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf etwaige Unterschiede im Ausstiegsverhalten gelegt. Methodik: Die Datengrundlage bildet der am Robert Koch-Institut durchgeführte deutschlandweit repräsentative Telefonsurvey „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA). Für die Auswertungen werden die Querschnittsdaten der 18- bis 29-jährigen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer aus den Erhebungsjahren 2009 und 2010 zusammengefasst (n = 7.620). Der Rauchstatus wird anhand der Frage erhoben „Rauchen Sie zurzeit – wenn auch nur gelegentlich?“ (Antwortkategorien: „ja, täglich“, „ja, gelegentlich“, nein, nicht mehr“, „habe noch nie geraucht“). Alle täglichen und gelegentlichen Raucher wurden zudem nach der durchschnittlich pro Tag gerauchten Anzahl an Zigaretten befragt. Anhand der Angaben zum höchsten Schulabschluss werden drei Bildungsgruppen unterschieden: niedrig (kein Schulabschluss/Hauptschulabschluss), mittel (Realschule/Mittlere Reife), hoch (Abitur/Fachhochschulreife). Schülerinnen und Schüler werden hinsichtlich ihres angestrebten Schulabschlusses zugeordnet. Ausgewiesen werden Rauchprävalenzen und Ausstiegsquoten sowie altersadjustierte Odds Ratios (OR) mit 95%-Konfidenzintervallen (95%-KI), die mittels logistischer Regressionen ermittelt werden. Ergebnisse: Rund 37% der 18- bis 29-jährigen Frauen und 43% der gleichaltrigen Männer in Deutschland rauchen täglich oder gelegentlich. Junge Erwachsene mit niedriger Schulbildung greifen eher zu Zigaretten und anderen Tabakprodukten als Gleichaltrige mit hoher Schulbildung (Frauen: OR = 3,00 95%-KI 2,30 – 3,92 p < 0,001 Männer: OR = 3,72 95%-KI 2,90 – 4,77 p < 0,001). Auch der Anteil der täglichen und starken (20+ Zigaretten am Tag) Raucherinnen und Raucher nimmt mit abnehmendem Bildungsgrad zu. Unterschiede lassen sich zudem im Ausstiegsverhalten beobachten: Die Chance, das Rauchen erfolgreich aufgegeben zu haben, ist bei Personen mit niedriger im Vergleich zu Personen mit hoher Bildung signifikant verringert (Frauen: OR = 0,65 95%-KI 0,44 – 0,94 p < 0,05 Männer: OR = 0,45 95%-KI 0,31 – 0,66 p < 0,001). Schlussfolgerung: Den GEDA-Daten zufolge kommt es im jungen Erwachsenenalter zu einer Ausweitung der bildungsbezogenen Unterschiede im Rauchverhalten. Das unterschiedliche Ausstiegsverhalten spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Offenbar gelingt es Raucherinnen und Rauchern mit hoher Bildung eher als jenen mit niedriger Bildung, das Rauchen wieder aufzugeben. Um Bildungsunterschiede im Rauchverhalten und in der Verbreitung tabakassoziierter Erkrankungen abzubauen, sollten sich Maßnahmen der Tabakprävention und Tabakentwöhnung verstärkt an junge Erwachsene mit niedriger Schulbildung richten.