Z Sex Forsch 2014; 27(1): 4-30
DOI: 10.1055/s-0034-1366140
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perspektivenwechsel: Vorschläge für eine menschenrechts- und bedürfnisorientierte Trans*-Gesundheitsversorgung

Jonas A. Hamm
a   Arbeitsstelle gegen Diskriminierung und Gewalt, Universität Bremen
,
Arn Thorben Sauer
b   Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien, Humboldt-Universität zu Berlin
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Publication History

Publication Date:
25 March 2014 (online)

Übersicht

In der Vergangenheit war die trans*-spezifische Gesundheitsversorgung geprägt von der Psychopathologisierung von Trans*-Identitäten, dem Ausschluss der Betroffenenperspektive bei der Erstellung von Behandlungsrichtlinien sowie Hürden im Zugang zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen. Heute wird die medizinische Definitionsmacht über Trans*-Menschen von einer sich international formierenden Trans*-Bewegung ins Wanken gebracht. Diese kritisiert den starren diagnostischen Prozess, inklusive seiner Zwangsmaßnahmen, als nicht-menschenrechtskonform und am Bedarf vorbei gehend. Die Autor_innen fordern einen Perspektivenwechsel hin zu einer menschenrechts- und bedürfnisorientierten Trans*-Gesundheitsversorgung, die eine Vielfalt von Trans*-Identitäten unterstützt. Sie zeigen die Schwächen der in Deutschland geltenden „Standards“ zur Behandlung von Trans* auf und weisen auf praktische Probleme und Diskriminierungen von Trans*-Menschen mit Transitionswunsch im bestehenden medizinischen System hin. Die Autor_innen unterbreiten Vorschläge für eine verbesserte, flexibilisierte Leitlinie, die zu einer für alle Trans* zugänglichen, bedürfnisgerechten Gesundheitsversorgung führt.