Gesundheitswesen 2014; 76(07): 406-412
DOI: 10.1055/s-0034-1381986
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Überlegungen junger Ärztinnen und Ärzte aus der Patientenversorgung auszusteigen – Ergebnisse eines Surveys in Sachsen

Young Physicians’ Thoughts about Leaving Patient Care – Results of a Survey in Saxony, Germany
B. Pantenburg
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig
,
M. Luppa
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig
,
H.- H. König
2   Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
S. G. Riedel-Heller
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig
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Publication Date:
10 July 2014 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die Sorge vor einem Ärztemangel in bestimmten Regionen Deutschlands wächst. Als möglicher Grund wird die Abwanderung von Ärzten in nicht-klinische Tätigkeitsbereiche diskutiert. Um dieser entgegenwirken zu können, braucht es Informationen zur Verbreitung von Ausstiegswünschen und über die Gründe für ­einen Ausstieg.

Methoden: Alle bei der Sächsischen Landesärztekammer gemeldeten Ärztinnen und Ärzte bis einschließlich 40 Jahre (n=5 956) wurden postalisch zu Soziodemografie, Berufszufriedenheit, Ausstiegswünschen und entsprechenden Gründen befragt. Die Rücklaufquote betrug 40% (n=2 357).

Ergebnisse: Fast ein Viertel der klinisch tätigen Ärzte und Ärztinnen hatte den Wunsch, aus der klinischen Tätigkeit auszusteigen. Eine stationäre Tätigkeit und das Vorhandensein von Kindern waren signifikant mit dem Vorliegen eines Ausstiegswunsches assoziiert. Von den Teilnehmenden mit Ausstiegswunsch hielten 71% aus persönlichen und 44% aus beruflichen Gründen einen befristeten Ausstieg und 16% aus persönlichen sowie 31% aus beruflichen Gründen einen unbefristeten Ausstieg in den nächsten 5 Jahren für wahrscheinlich. Als häufigste Gründe wurden Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine hohe Belastung durch Dienste, eine hohe Arbeitsbelastung und regelmäßige Überstunden genannt.

Schlussfolgerung: Eine Optimierung des Arbeitsklimas unter Berücksichtigung der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Hierarchieebenen, ein verbessertes Management der hohen Arbeitsbeanspruchung sowie die Unterstützung der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie von klinisch tätigen Ärztinnen und Ärzten versprechen eine Steigerung der Zufriedenheit der Betroffenen im Beruf und könnten einen substantiellen Beitrag gegen dauerhafte Ausstiege aus der klinischen Tätigkeit leisten.

Abstract

Background: The fear of a shortage of physicians in some regions of Germany is growing. A drain of physicians into non-clinical activities is being discussed as a possible reason. To counteract this drain the extent of physicians’ thinking about leaving patient care and the corresponding reasons need to be elucidated.

Methods: All physicians upto 40 years of age and registered with the State Chamber of Physicians of Saxony (n=5 956) received a paper-pencil questionnaire inquiring about socio-demographics, job satisfaction, thinking about leaving patient care, and corresponding reasons. Reponse rate was 40% (n=2 357).

Results: Nearly a quarter of the physicians working in patient care thought about leaving pa­tient care. Practicing in a hospital and having children were significantly associated with think­ing about leaving patient care. The main reasons were poor compatibility of profession and family, high burden due to shifts, poor compatibility of profession and private interests, high work load, and frequent overtime hours.

Conclusions: Development and implementation of measures preventing especially long-term or permanent leave is crucial. Approaches enabling physicians to reconcile work and family play a special role.