Ultraschall Med 2017; 38(S 01): S1-S65
DOI: 10.1055/s-0037-1606944
V 12: Echo/Thorax/Notfall
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ultraschall-gestützter supraclaviculärer Block zur Analgesie und Reposition distaler Radiusfrakturen auf der Notfallstation

E Schöll
1   Universitätsspital Basel, Basel/CH
,
S Ammann
2   Universität Basel, Basel/CH
,
R Nieves Ortega
1   Universitätsspital Basel, Basel/CH
,
G Krähenbühl
1   Universitätsspital Basel, Basel/CH
,
R Bingisser
1   Universitätsspital Basel, Basel/CH
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
14 September 2017 (online)

 

Problemstellung:

Distale Radiusfrakturen machen 25% aller Knochenbrüche bei Erwachsenen aus und sind damit die häufigste Frakturart. Ältere Patienten sind öfter betroffen, werden indes zu 85% konservativ behandelt. Repositions-Manöver auf Notfallstationen (NFS) werden meist unter intravenöser- oder Bruchspalt-Analgesie durchgeführt. Supraclaviculäre Regionalanästhesie (SCRA) ist eine weitere Methode zur Schmerzbefreiung bei Radiusfrakturen. Unser Ziel war, SCRA als Standardprozedur bei diesen Frakturen einzuführen.

Patienten und Methode:

Patienten (> 18 Jahre) mit distaler Radiusfraktur, welche nicht unmittelbar nach Eintritt auf der NFS für eine Operation vorgesehen waren, wurde die SCRA als alleinige Analgesie zur Frakturreposition angeboten. Kontraindikationen waren Allergien auf Lokalanästhetika oder Infektionen im Punktionsbereich. Für die sonografische Visualisierung des supraclaviculären Plexus sowie der Punktionskanüle wurde ein MINDRAY TE7 mit einer linearen Sonde L16 – 4Hs verwendet. Der Plexus wurde oberhalb der ersten Rippe dargestellt und unter sterilen Kautelen sowie In-plane-Sicht der Punktionskanüle mit 20 ml Bupivacain 0,5% umspült. Nach Eintritt der anästhetischen Wirkung erfolgten eine 15-minütige Traktion sowie die manuelle Reposition ggf. unter Ultraschall-Kontrolle.

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Abb. 1: Schema der supraclaviculären topografischen sowie sonografischen Anatomie mit Interventionsnadel

Ergebnis:

Von 02/2014 bis 04/2017 wurden 62 Patienten (w55; m7), mittleres Alter 71 Jahre (min 21; max 95) unter SCRA auf unserer NFS reponiert. Die SCRA wurde von zwei Oberärzten und 8 supervidierten Assistenzärzten durchgeführt. Post-interventionem wurden 34 Patienten ambulant entlassen oder in eine Pflegeeinrichtung überwiesen, 28 Patienten wurden stationär behandelt, wovon 25 operiert wurden.

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Abb. 1: Volare Ansicht der sonografisch kontrollierten Reposition: oben vor und unten nach Manipulation
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Abb. 2: Konventionelles laterales Röntgenbild vor und nach Reposition unter SCRA

Als einzige interventionsbezogene Komplikation war ein iatrogener Pneumothorax zu verzeichnen, welcher durch eine Thoraxdrainage therapiert werden musste und zum verlängerten stationären Aufenthalt führte.

Schlussfolgerung:

Ultraschall-gestützte SCRA auf der NFS ist eine zufriedenstellende Methode zur Analgesie und Reposition distaler Radiusfrakturen.