Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2015; 50(1): 36-46
DOI: 10.1055/s-0040-100205
Fachwissen
Intensivmedizin & Schmerztherapie: Topthema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Palliativmedizin – Aktueller Stand in Klinik, Forschung und Lehre

The current situation of palliative medicine in Germany – clinical implications, education and research
Friedemann Nauck
,
Bernd Alt-Epping
,
Gesine Benze
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Publication History

Publication Date:
29 January 2015 (online)

Zusammenfassung

Die umfassende Behandlung und Begleitung von Patienten mit inkurablen und fortschreitenden Grunderkrankungen erfordert einerseits eine spezifische Haltung und Expertise in medizinischen, pflegerischen, psychosozialen, spirituellen, ethischen und rechtlichen Fragen. Andererseits benötigt es hierfür spezialisierte Strukturen, die diese intensive Betreuung der Patienten und deren Angehöriger überhaupt ermöglichen, sowie Strukturen für den diesbezüglichen Wissenserwerb (Forschung) und für die Wissensvermittlung (Lehre). Der vorliegende Beitrag beschreibt die für die Palliativversorgung bestehenden Strukturen sowie den Stand der derzeitigen palliativmedizinischen Forschung und Lehre und zeigt aktuelle Entwicklungenauf.

Abstract

Palliative medicine (or palliative care, referring to its multi-professional character) denotes a comprehensive care concept for patients suffering from incurable and progressive disease, and their relatives. Specialized support structures are necessary, including (inpatient) palliative care units, (inpatient) consultation services, and (outpatient) specialized palliative home care services. Further, research and education is mandatory in order to gain and to spread this particular expertise and attitude. This contribution focuses on the current situation and on the development of palliative care structures in Germany.

Kernaussagen

  • Der Begriff Palliativmedizin bezeichnet sowohl (spezialisierte) Behandlungsstrukturen wie z. B. Palliativstationen oder ambulante Palliativdienste als auch ein (multiprofessionelles) Behandlungskonzept für schwerkranke Patienten sowie eine besondere therapeutische Haltung im Umgang mit schwerkranken und sterbenden Patienten.

  • Im weiteren Sinne wird stationäre Palliativversorgung auf Palliativstationen, durch Palliativdienste in Krankenhäusern, aber auch in Pflegeeinrichtungen und stationären Hospizen angeboten.

  • Trotz aller Fortschritte bei der Implementierung hospizlicher und palliativmedizinischer Strukturen oder bei der Schaffung eines gesellschaftlichen Bewusstseins für die Belange Sterbender ist die Evidenz für das klinische Handeln in der Palliativmedizin, z. B. mit Blick auf die Symptomkontrolle, unerwartet spärlich. Dies erfordert weiterreichende wissenschaftliche Anstrengungen in diesem Fachbereich als bisher.

  • Fächerübergreifende Forschung ermöglicht es, die dringenden ethischen Fragen zu bearbeiten.

  • Lehre und Weiterbildung sind dabei eine der Voraussetzungen für die weitere Entwicklung der Palliativmedizin und deren qualitativ hochwertiges Unterstützungsangebot.

Ergänzendes Material