Pneumologie 2017; 71(08): 531-542
DOI: 10.1055/s-0043-107934
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Weiterbildungssituation junger Ärztinnen und Ärzte in der Pneumologie: Facharztwahl und Einschätzung karriererelevanter Aspekte vergleichend nach Geschlecht und beruflicher Funktion

The Educational Situation of Young Chest Physicians: Reasons for Choosing Pneumology as Specialization and Assessment of Carreer-Relevant Aspects by Gender and Occupational Situation
Lucia Christians
1   Universität Oldenburg Fakultät VI, Medizin und Gesundheitswissenschaften
,
Regina Prenzel
2   Pius-Hospital Oldenburg, Medizinischer Campus Universität Oldenburg, Klinik für Innere Medizin/Pneumologie, Task Force Pneumologinnen der DGP
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Publication History

eingereicht 02 March 2017

akzeptiert 03 April 2017

Publication Date:
07 August 2017 (online)

Zusammenfassung

Die Pneumologie gehört zu den Fächern, die sehr stark unter dem ärztlichen Nachwuchsmangel zu leiden haben. Demgegenüber steht eine fachgebietsübergreifend zunehmend hohe Zahl an weiblichem Nachwuchs, der aufgrund von internalen wie externalen Faktoren in einer erfolgreichen medizinischen Laufbahn blockiert wird.

Um jene karrierehinderlichen, aber auch karriereförderliche Faktoren sowie relevante Aspekte der Fachgebietswahl Pneumologie zu erfassen, wurde auf dem 56. Kongress der DGP eine Teilnehmerbefragung mit 358 Pneumologinnen und Pneumologen durchgeführt. Die Befragung erfolgte anhand eines strukturierten Fragebogens mit Fragen zur Mehrfachauswahl, entwickelt basierend auf Studienergebnissen von Buddeberg-Fischer et al. Dabei wurde verglichen, ob Frauen und Männer einerseits und Weiterzubildende und leitende Ärztinnen und Ärzte andererseits in ihren Einschätzungen divergieren.

Es zeigten sich dabei einige Hinweise auf einen Generationswandel in der Pneumologie: Weiterzubildende berücksichtigten häufiger eine „gute Vereinbarkeit mit einer eigenen Familie“ bei der Facharztwahl als Ober- und Chefärztinnen bzw. -ärzte. Sie empfanden auch die „Möglichkeit zur Teilzeitarbeit“ häufiger karriereförderlich, wohingegen leitende Ärztinnen und Ärzte den Fokus mehr auf den persönlichen Einsatz legten. Weiterhin scheinen Frauen auch in der Pneumologie eine Doppelbelastung von Familie und Beruf zu erleben. So waren für sie „Elternzeit, Kinder, Familie“ signifikant häufiger ein Hindernis in der eigenen Laufbahn. Anderseits erachteten sie die „Möglichkeit zur Teilzeitarbeit“ und eine proaktive Persönlichkeit häufiger als karriereförderlich.

Mehr Präsenz im Studium, flexible Arbeitszeiten und bedarfsgerechtes Mentoring, auch bezogen auf eine gute Kompatibilität von Familie und Beruf, erscheinen gute Strategien zu sein, um das Interesse des Nachwuchses an der Pneumologie zu fördern.

Abstract

Pneumology is one of the medical areas suffering a lot from young doctors shortage. However, there is an increasing number of young female academics – independent of specialty – whose successful medical career is blocked by internal and external reasons. At the 56th DGP congress (German Society for Pneumology) we did a survey on 358 participating chest physicians in order to identify the career promoting and the career restraining reasons and the relevant aspects regarding the specialty choice of pneumology. The survey followed a structured multiple choice questionnaire (multiple mentioning was possible) based on study results of Buddeberg-Fischer et al. The aim of the study was to compare whether male and female on one hand and Consultant/Senior Registrars and Residents on the other hand diverge in their opinion. Signs of a change of generations in pneumology were shown. Residents consider good compatibility with an own family more than Consultant/Senior Registrars. Residents thought of working part-time as being more career promoting, whereas Consultant/Senior Registrars focused more on the personal commitment. Furthermore women seem to experience a double work load in pneumology with their profession and family. Parental leave, children and family were significantly more often an obstacle in their career. On the other hand they find the possibility of part-time-working and a pro-active personality more often career promoting. More presence at the university, flexible working hours and an adjusted mentoring, related to a good compatibility of family and profession seem to be a good strategy to encourage interest of young academics in pneumology.

 
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