Gesundheitswesen 2000; 62(10): 525-537
DOI: 10.1055/s-2000-13037
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Routineberichterstattung auf der Basis von Arbeitsunfähigkeitsmeldungen der Gesetzlichen Krankenversicherung

Routine Health Reporting with Sickness Absence Data in GermanyD. Bonitz, W. Bödeker
  • Integrationsprogramm Arbeit und Gesundheit von Unfallversicherung und Krankenkassen (IPAG)
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Zusammenfassung

Arbeitsunfähigkeitsdaten der Gesetzlichen Krankenversicherung werden routinemäßig zur Gesundheitsberichterstattung sowie zur Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Belastungen und krankheitsbedingter Abwesenheit herangezogen. Die Gesundheitsberichte in den verschiedenen Kassensystemen sind historisch aus unterschiedlichen Gegebenheiten hervorgegangen und sind jeweils an die Bedingungen der Datenorganisation und EDV-Technik gebunden. Die gegenwärtige Praxis der Auswertung der Daten und ihre Aufbereitung zu Gesundheitsberichten ist daher kassenartenspezifisch und erfolgt weitgehend ohne methodische Standards. Zielsetzung dieser Arbeit war es, die Verfahrensweisen und vorliegenden Berichte systematisch hinsichtlich wesentlicher Bestimmungsmerkmale zu beschreiben. Insbesondere sollten die verschiedenen Ansätze der Datenselektion, der Bildung von Vergleichsgruppen und der Nutzung von Indikatoren des Krankheitsgeschehens differenziert dargestellt und diskutiert werden, um schließlich Anregungen zur Verbesserung der Vergleichbarkeit der Berichte geben zu können. Die vergleichende Sichtung der Berichte ließ vier unterschiedliche Klassen von Gesundheitsberichten erkennen, für die jeweils besondere Anforderungen aufgestellt werden müssen, da sie unterschiedliche Zielsetzungen erfüllen, nämlich betriebliche und branchenbezogene Gesundheitsberichte, Krankheitsartenstatistiken sowie Berichte aus Modellprojekten. Es wird vorgeschlagen, dass eine kassenartenübergreifende Abstimmung des Vorgehens erfolgen sollte, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse über die Grenzen einer Kassenart hinweg zu ermöglichen. So ist es beispielsweise wünschenswert, wenn die Berechnungen der AU-Kennzahlen auf der Grundlage einheitlich ausgewählter Versichertenkollektive und gemeinsamer Fallselektionsmechanismen erfolgen. Zumindest sollten die methodischen Grundlagen in den jeweiligen Berichten exakt ausgewiesen und dokumentiert werden.

Routine Health Reporting with Sickness Absence Data in Germany

Data on sickness absence of employees are routinely used for health reporting and the analysis of work-related morbidity by institutions of the German health insurance. Since the insurance system comprises several different branches, these health reports differ in respect of objectives, data selection, methods of analysis, and presentation of results. A further lack of comparability is caused by the heterogeneous populations, since membership in a certain health insurance depends on social status and job requirements. Aim of this paper was to review the methods and characteristics of health reports as they are routinely published in Germany. By evaluating these reports recommendations should by derived to improve comparability. The review showed that at least four different kinds of health reports should be differentiated: company-based health reports, health reports for business branches, morbidity statistics, and reports from research projects. Such reports have different objectives and therefore require different methods of data analysis. However, group-specific and common standards could be set up and it is suggested that health insurance institutions should work out report guidelines based on the recommendations given in this review.

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Dr. rer. pol. Dieter Bonitz

IPAG-Team

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